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STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
: ^ ff
ii\\ß nnö lutljfitM
in ber
ntuz^zn katl)olif(l)ett Beleitditung»
iBon
D. H. Seeberg,
orb. $rofeffoi ber Xl^eoloiie an ber Uniberlltftt Berlin.
U. 2)eid;ert^fc^e Perla^sbuc^t^anMung rtad^f.
(<5eorg S5I|me).
1904.
^4
Sllle Siedete boibe^alten.
11
/ ■ /c
lUortöort.
SRcl^rfad^ flcäufeertcn SSäünfd^ctt golgc letftcnb, gebe id^ bic
Sluffö^e, bic \6) auf Scranlaffung bcr JRcbafttoti bcr „^cuj^
jcitung" für testete über Scnifleg neucftciJ SBer! über Sutl^er
gcfd^riebctt l^obc, gcfonbcrt l^erau^. äßcttic Slu^fül^rungen bctoegcn
fid^ in bctt ©darauf cti, bic ha^ ©rfd^cincn in einem ^^ofitifd^en
Xagcblatt mit fid^ brad^te. ^ greife alfo bem Urteil ber Sutl^er^:
forfd^er, baS fidler nid^t lange auf fid^ toarten laffen wirb, in
feiner SSSeife öor. 3Kir fam eg nur barauf an, bie Sefer in ber
ffürje an ben ^aupt^junften barüber ju orientieren, toa^ 3)enipe
toiU uttb toaS öon feinem mit einer feften lenbenj gefd^riebenen
a5ud^ ju l^alten fei. 3Ran fann bie§ tun, ol^ne in allen ?ßunften
Deniffeg „Setoeife" Iritifd^ ju anal^fieren, ja ba§ ift gerabeju
nottoenbig, bamit ber Sefer nid^t bem SBal^n öerfättt, afö l^anbelte
eg fid^ um eine Sluffaffung, bie nur im fd^toeren ffiantpf um ge^
leierte S)etaifö toiberlegt toerben fann. SRur ber SRiSbeutung
muß id^ nod^ entgegentreten, afö toenn id^ bittigte, toaS id^ nid^t
ouSbrüdEIid^ bei Senifte jurüdftoeife. S^ meine ba^ ebenfo l^in^:
fid^tlid^ ber Urteile über Sutl^er, afö l^infid^tfid^ ber gleid^ reid^Iid^
auSgeftreuten ©d^mäl^ungen beg ^ßroteftanti^mug unb ber Slrbeit
ber proteftantifd^en Il^eologie.
»erlin, 12. Sejember 1903.
91. Seeberg.
I.
H gab mmal einen SRann, ber fein Scttatter jerfpattete, nnb
bic ®paltanQ banerte lange Qfal^rl^nnbette über fort. Unb
lange gol^rl^unberte über gaben feine ?ßerfon unb feine ©ebanfen
bcn Sorfd^ern überreichen ©toff jur arbeit unb ber banfbaren
äRenfd^l^eit ^nl^afte unb ©räfte.
2)iefer SWann toax ein „öerlommener SBettelmönd^'', ein
„öttSgelaffener öerlontmener Settelntönd^", ein „tief gefunfener
8ettelmönd^" (S)enifle, Sutl^er unb Sutl^ertum in ber erften ©nttoicf^
Inng, »b.I, SRainj 1904. ©. 238. 783. 590), ein „gemeiner SKeufd^"
öoH „fittlid&er »erlomntenl^eit" (@. 260. 235); ein „faubere«
®ttbj[eft" toar er nid^t (@. 294), fonbem ein „moraßfd^er
@<i^tt)äd^Iing" (@. 293); er toax ein „au^elaffener SRenfd^"
(313. 315 f. 318) mit „niebrigem auggelaffenen g^arafter" (313),
„cuggclaffen unb raffiniert" (327), „nafetoei^ unb arrogant"
(453), „ein öerfommener SRann" (548), ber ein „traurige^
Snnere" befafe (552. 582. 492. 673. 732), öon „teuflifd^er ®t^
mcinl^eit" jeugen feine SBorte (312). Qe älter, befto tt)üfter
tourbe er (312). (£r toar immer ein „dufeerlid^er äJiann" (430),
baju ein „fonfufer ffiot)f" (443. 563), „ein ^albgebilbeter, ein
^albtoiffer" (514. 567), ein „@trubeHo|)f" (547), „ein ööDig
oberflad^Iidö gebilbeter Il^eologe" (563), „ein tl^eofogifd^ l^alb^
gebilbeter SBäfd^er" (578), „ein ©rog^ unb 8lbft)red^er fonber*:
gleichen" (567). 3)ie gcUfd^uttfl, Irugfd^Ififfe unb bie betoußte
„fre^e Süge", bie „«erfteHung" unb „gatfd^^eit" toaren fein
SebcnSetement (56. 62. 66. 71. 74. 96. 208. 232. 238. 254.
259. 262. 274. 388. 499. 414. 474. 99. 137. 139. 140), er
@ e e b e r g , fiutl^ec unb £utl^ectum. 1
— 2 —
toar ein ^cud^fer (369. 370). ©ein S^ncrcg toax lalt, ein ®c^
Bctöfeben führte er nid^t (110. 114. 120. 789 Sinnt.), er lieg
fici^ im Seben gelten (813), „SBoBnft nnb Setrunfenl^eit" l^crrfd^ten
je länger befto mel^r in il^m (807), er fra§ toie ein Söl^me unb
foff toie ein Sentf^er (295. 298. 113), er trieb „me^r ©arfo^
logie afö 2^eologie" (230), bie ungebrod^ene ©ünbenluft toax
ber ©d^Iüffel jn aU feinen Oebanfen (91. 105 f. 107. 108. 230.
404. 406 n. a.), ju attebent lam ein ungebeugter ^od^mut (431.
437). 3)iefer SKenfd^ rafte mit fatanifd^em ^ag gegen bie Äird^e
(190. 205. 206. 325), „tok ein bummer grimmiger S^^nge"
ful^r er gegen fte log (239). SRit Sügen, „^ol^len ^ßl^rafen"
(119. 380), „^ßoffenreißerei unb äRarftfd^reierei" (260. 369),
ben gemeinften „3oten" fül^rte er feine „Serbred^en" au§ (209.
212. 213). „griöol unb lügnerifd^" (325) toar „biefer S)a]^er^
gelaufene", ein Slgitator fd^limmfter ©attung (309. 346), „ber
gro^e Serfü^rer »eutfd^lanbS" (371), ber „$ärefiarc^" (435).
„SBa§ für ein Kl^riftentum tonnte auS einem äßanne mit fold^en
?ßrin§i<)ien l^eröorgel^en, afe ein fold^eS wie e^ tatfdd^lid^ toax"
(202). „SBoHten fie (b. §. bie ort^obojen ?ßroteftanten) ober
unb bie liberalen ?ßroteftanten mit il^nen öorurteiföfrei Sutl^erg
Seigren, feine XüdEen, Sügen, gälfd^ungen, Irugfd^lüffe, fein gott:^
leereg Seben unb ©ebaren mit Xreuebrud^, SSeffertoifferei, ®e^
meinl^eiten, SluSgelaffenl^eiten unb 3oten, lurj Sutl^er, toie er
leibte unb lebte, ernftlid^ betrad^ten, fie müßten aud^ nur öon
rein menfd^lid^em ©tanb^junlte aus öon einem fold^en Ungel^euer
fid^ logreifeen" (@. 859). S)od^, nm nid^tS ju öergeffen, bieg
„Ungel^euer" — fo wirb jtüeimal jugeftanben — befa§ für
Irugfd^lüffe eine getoiffe ^Begabung, eg foH „nid^t bel^auptet"
werben, „baß er etwa nid^t begabt war, ja bejüglid^ mand^er
?ßunfte fogar fel^r begabt" (207. 836).
©in „Ungel^euer" bag ift faft ju wenig, ein moralifd^eg
©d^eufal, ein öertommener gemeiner Suntp, ja eine Seftie in
SKcnfd^engeftalt muß ber aRann, ber fo war unb fo l^anbelte,
wirflid^ gewefen feinl
aber it)cr ift bcnn bicfcr äJiann? §ättc einer ber legten
©äfec uttb ber %M be^ Süd^IeinS eg bem Sefer nid^t öer^^
raten, td^ glanbe niemanb — aud^ fein ffiatl^oli! — l^ätte er^^
raten, um wen eg fid^ l^anbeln foll. @g ift aud^ feine läufd^ung,
nein alle fauberen Seitoörter, bie toir angefül^rt l^aben, finb
ttjirfltd^ gemeint öon äRartin Sutl^er, bem Sieformator eine§
großen leifö ber abenblänbifd^en ^rd^el
5Run, fagt ber Sefer, bann ift ber SSerfaffer beS SBcrfeg, au«
bem bie Slütenfefe entnommen tüurbe, njol^I fetbft nur ein „öer^
fommener SBettelmöndft" ober ein „§efefaplan" fd^Iimmfter ©attung,
öl^ntid^ jenen, bie in „Sutl^erS ©elbftmorb" mad^en ober fid^ an
feinen „galanten Stbenteuern" ergoßen. SBoju fott man ber^
artige«, toa« bie beffere fatl^olifd^c treffe felbft mit Untoillen
jurüdboeift, niebriger pngen?
9lber toeit gefel^Itl S)er SSerfaffer be« in JRebe ftel^enben
SBerfe« ift einer ber größten fatl^otifd^en Il^eologen ber ©egen^^
toaxt, ein gorfd^er erften Slange«, beffen ©elel^rfamfeit unb @d^arf:=
finn niemanb beftreiten toirb, öon bem toir alle, bie toir un«
mit ber ©efd^id^te be« toiffenfd^aftlid^en unb religiöfen Seben«
im äRittelaltcr befd^öftigen, banfbar öiel gelernt l^aben, e« ift
fein geringerer afö §einrid^ ®cnifle. Saburd^ fd^eint ba«
83ud^ äunäd^ft bod^ in ein ganj'anbere« Sid^t ju rüdfen. (S«
toirft loie ein Slife, ber einen Slbgrunb, beffen SJorl^anbenfein
mand^e leugneten, grett unb läf) bi« in feine ®rünbe l^inab er^^
leud^tet.
©enifle l^ebt in feinem SSorloort l^eröor, baß er — ber
Unterard^iöar be« l^eil. iStul^Ie« in SRom — lebigfid^ atö ^riüat^
mann fd^reibe, unb ba§ niemanb l^inter il^m ftel^e. ®a« ift il^m
unbebingt ju glauben, unb bie fird^Iid^e 2^)<3robation feiner
©d^rift toirb niemanb, ber bie SSerl^altniffe fennt, batoiber an^
filieren tootten^ unb aud^ ba« motten toir bem SJerfaffer gern
glauben, toa« er über feine SBal^rl^aftigfeit, ©erabl^eit unb Un^;
t)crblümtl^eit fd^reibt; bie ©d^roffl^eit feiner $oIemif ift jebcm,
ber feine arbeiten ftubiert l^at, tool^Ibefannt. @r toottte aud^ l^ier
1*
— 4 —
bie SBo^rl^ett fögcn, tüte er ftc öerftanb; tinb er l^at fie fd^roff
unb leibenfd^aftlid^ , aber auä) fubieftib e|rlt(i^ gefügt. (Sr l^at
e^ ftd^ aud^ mit feiner 9(rbeit nid^t leidet gentad^t. SSeld^ eine
innere (Energie erforbert e§, toit t)iel li6ern)inbung bed (Slefö^
fU^ lange S^l^re über mit einem äRanne ju befd^äftigen, ben
man öon ganger Seele l^afet unb oerad^tetl @o betrad^tet, be^
tounbere i^ bie Seiftung S)enifle§, benn id^ toeig nid^t, ob id^,
toenn id^ mit einer aud^ nur äl^ntid^en Stimmung on bad ©tu:^
bium beö S)ung ©cotuS ober DdEamS l^erangetreten toare, bie
Energie befeffen l^atte, biefe ©tubien burd^jufül^ren. aber freilid^,
tti^t nur bie Siebe gibt föraft, fonbem auä) ber §agl
Unb mit ber SJorau^fe^ung be§ §affeg ift Senifle an feine
arbeit gegangen; ba§ jeigen feine eigenen Säuberungen im SSor^
Wort bcuttid^. ®ic angriffe ber 5ßroteftanten gegen 3lom l^abcn
ii^n entpört. ®te protcftantifd^en Il^eologen l^aben, nad^ feiner
SKeinung, ben ßom^f begonnen, fie finb „il^rer äRel^rjal^I nad^
bie geiftigen ^e|er", ift bod^ ber ?ßrotcftanti^mu§ nad^ ©enifle
„geboren atö §cfeer" , afö „?ßartei unb atö ©törefrieb" (©. V,
XIII, XIV). ®er ffiatl^oliäismug mu§ fid^ biefcr öer^agten
„©törefriebe" crtoel^ren. SBie fönnte baS beffer gefd^el^cn ate
burd^ Unterfud^ung ber ®ebanfen unb lenbcnjen beS Url^eber^
ii^rer Sritil, unb toa^ anbereg afö ein „$efeer" unb „©törefrieb"'
fönnte biefer Url^eber fein, ber bie „Sinl^eit" ber Älrd^e §er*
brod^en l^at?
S)a§ ein ffiatl^oKf fo urteilt, ift ja begrciflid^. Unb wenn
er fo urteilt, fo fönnen tt)ir il^m nid^t üerwel^ren eg augjufpred^en.
9(ber nur ba$ ift tounberlid^, bag er eS für fid^ afö gutes 9led^t
in Slnfprud^ nimmt, ben ^roteftontiSmuS toie feinen Url^eber ju
befd^imt)fen, aber überaus empfinblid^ ift jebem SBort ber Äritif
gegenüber, baS ^roteftanten toibcr ben Satl^oIijiSmuS rid^ten.
Slid^t feiten \pxi6)i S)enifle bie SRal^nung auS, mit ber baS
^nä) fd^üegt: „SoS öon Sutl^er, jurüdE jur föird^el" SBenn er
aber glaubt, burd^ fein ^nä) biefe SRal^nung ben ^roteftonten
naiver gebrad^t ju l^aben, fo irrt er fid^erlid^. 2)ie äRaBIofig«:
— 5 —
feit unb Slol^ctt feinet Slngrtffcg xanii if)m jcbe «u^ftdiit auf
ßrfotfl bei icbcm anftänbigcn $rotcftöntcti. darüber lann fein
gmcifcl fein.
Stber faft glaube id^, bag e^ au(j^ unter 3)enifled (Staubend
genoffen nid^t ganj tuenige geben n)itb, bei benen bie 9tittetli(i^
feit fid^ jugunften ber ©efd^mäl^ten regen totrb. ©d^on l^at
bie „&ttmama" bei aller änerfennung öon 3)enifle^ Strbeit ben
„SKanget an ^oliteffe" bcbauert, „ber bie SBud^t feiner logtfd^
fd^arfen SöetoeiiJgonge erl^ebüd^ abfd^wäd^t" unb fel^r beutKd^
]^ert)i)rge^i)ben, bag bad S3ud^ nid^t aU ein ,,93orftoj3 Siomd
gegen ben ^roteftantigmuS" angefe^en »erben bürfe (Sto. 2ö9,
3. asiatt). 3)tt§ ift richtig, »enigften« fogt e§ S)enifle fettfl
atber bo^ filiert ju einer »eiteren f^age, bie nid^t mit einigen
biplontatifd^n SBenbungen erlebigt »erben fann. (S§ ift bie
f$rage, »ie fid^ bie ßati^oüten ju bem 93ud^ fteUen »erben^ jumal
bie Urologen, äud^ l^ier gitt bo§ SBort: toa^ nid^t ift, fann
»erben. ©oHte bie fatl^olifd^e Il^eotogie unb Siteratur fid^ ein^:
l^ettig unb beutUd^ ffitr ®enifIeiJ Urteile au^f^pred^en — mit
Diplomatie ober ol^ne, ba^ ift l^ier glcid^ — , bann »ürbe ba8
^nä) freilid^ auS einer geleimten $ribatarbeit gu einem fird^Iid^en
(greigniS. Unb bag bleibt abju»arten; e§ ift ba^ eigenttid^
Sntereff ante om bem Sud^l ERan »irb feigen, ob e8 unferen
fatl^olifd^en äRitbürgem innerfid^ ernft ift mit ben oft gel^örten
ajerfid^ngen ber Dbieftimtöt unb ber Xoleranj bem ^ßrotes^
ftantiiBmud gegenüber.
IL
a)od^ ber ßefer er»artet mit SRed^t, baß il^m gefagt »erbe,
»ie benn Senifle ju feinen ungel^euerlid^en Slefuttaten fommt.
$ct er et»a neue bi^l^er unbefannt gebliebene Urfunben entbedt,
aus benen fid^ biefelben begrünben loffen? 9lein, er arbeitet
mit bem bi^l^er befannten äRaterial. aber biefelben SSäerfe
— 6 —
Sutl^crS, aus bencn anberc bag S3itb cincS §erog entnal^men,
lieferten il^m ba§ Stib etncg ©d^urfen. ®§ tft l^ter nid^t bcr
Drt ju einer geleierten Stad^^jrüfung be§ S)etaifö feiner S5en)ei§^
fül^mng. Stor bamm fann c§ fid^ l^anbeln, fein SKefuItat jn
fennjeid^nen unb bie SRittel jn belend^ten, burd^ bie er ju il^nt
fam. SBir l^aben junäd^ft jn referieren.
Snt auSgel^enben äJiittelafter njar in bem SRönd^tum eine
bo^p^pelte Sinie ber ©nttoidflung toal^rinnel^men. 3)ie eine fül^rte
nad^ oben, bie anbere nad^ nnten. Sntl^er l^atte anfangt SSe^
jiel^nngen jnr erfteren, er fteHte fid^ fpäter anf bie jtoeite. ®ic
ganje änd^tlofigleit nnb Sftol^eit, bie ©emeinl^eit unb Untt)iffen5J
l^eit be^ niebergel^enben aRönd^tnntg fajste fid^ in il^m jnfammen.
Saju fam ein l^arter l^od^ntütiger Sinn, ber fid^, afö er SEBiber^
f^pmd^ fanb, jn einem toaierl^aft fatanifd^en §a§ gegen bie ^rd^e
fteigerte. 9htn log er nnb fälfd^te er mnnter baranf Io§, nnr
nm bie Sird^e jn öerloüften nnb Slnl^änger ju finben. @o ge^?
lang eg il^m bnrd^ feine jotenl^aftcn berben ©päjse nnb bnrd^
tool^Ibered^nete iS})efuIation anf bie gemeinften S^Pinfte beg
SKenfd^en in jenen öerfommenen aRönd^Sfreifcn eifrige SJerel^rer
nnb §croIbe feinet fftul^meg ju finben. 3e alter er tt)nrbe,
befto niebriger nnb gemeiner tonrbc er.
Slber bag ift nid^t genng. S)er innere Umfd^toung, ber fid^
in i^m öoHjog, mn§ bod^ erflärt toerben. S)ie ^roteftanten
l^aften fid^ an Sntl^erg eigene Sngemngen über feine (Sriebniffe
im ffilofter. Slber bicfe tragen bie SRerftnale eine§ f})äter öon
il^m erbid^teten 9ioman§ an fid^. SBenn man fid^ an ßntl^erg
gleid^Seitige ©d^riften unb an feine Xl^eologie l^ält, gewinnt man
ein anbereS Silb. ßntl^er ift ausgegangen öon feiner eigenen
(Sered^tigfeit, nid^t öon ber gurd^t üor ber ftrafenben ©ered^tigj^
feit (äotteS. Unb jloar loottte er burd^ Sugenbübungen ober
Srfüttung ber göttlid^en ®ebote ganj geredet Werben, fo baß baS
Segel^ren be§ gleifd^eS ganj in il^m aufl^ören fottte. 3^ ^^^^
er aber ben geiftigen Sinn beS ©cfefeeg erfannte, befto mel^r
erh)ie§ fid^ fein Unterfangen atö öergeblid^. S)er 3om unb bie
— 7 —
Scgierbc blieben in il^m. gc^t touxbt er ber Xugenbübnngcn
überbrüffig unb öerficl anf ben ©cbanlen, baß ©l^riftn^ bag ®t^
fe^ für un§ bereits erfüllt l^abe. SBir braud^en dfo bog ®efe^,
ba§ ft)ir nid^t erfüllen fönnen, gar nic^t ju erfüllen, benn ©l^riftnäi
ift nnfere Oered^tigleit. ®ie Suft in un§ ift unbefiegbar, unb
biefe Suft ift e§, bie ba§ SBefen ber (Srbfünbe auSmad^t. S)aS
erful^r Sutl^er immer tt)ieber an fid^. ®ie Suft bel^errfd^te il^n^
ba§ toar fein „trauriger innerer Suftanb". S)er ©ebanfe öon
ber Unbefiegbarleit ber Suft ift eg, ber ben entfd^eibenben SBenbe^:
»)unft in Sutl^erS Seben bejeid^net. ®iefer SBenbetJunft fallt
„ungefäl^r in ba§ gal^r 1515".
aSon l^ier auS öerftel^en fid^ alle Slnfd^auungen Sutl^erS.
®ie ööllige Unfreiheit be§ aBittenS, bie Seugnung ber umtoan*
beinben (eingegoffenen) ©nabe, ber 3KangeI an jeber tieferen
©ittüd^Ieit, njie bie umtoanbeinbe ®nabe fie gibt, bie Seugnung
beffen, ba§ bie Saufe bie ©rbfünbe wegnimmt, bie ajejeid^nung
aller ©ünben afö lobfünben, bie Seugnung be§ götttid^en (Sf)a^
raftcr§ be§ ©efefeeS — ba§ aHe§ lüirb, nad^ S)enifte, flar, toenn
man e§ mit bem Orunbbogma: „®ie Suft ift unaustilgbar unb
fie ift ba^ SBefen ber ©ünbe" in SSerbinbung bringt.
S)abei toax Sutl^er ein „öerfnöd^erter Dcfamift", öom Über^^
natürüd^en unb ber (Snabe l^atte er, tt)ie fein SKeifter, nie einen
redeten Segriff. Unb toie Dclam aHeS in bie toiöfürlid^e ^%tp^
tation ©otteS fteHte — aUeS in ber ateügion ift, weil ®ott eS
fo toiH ober fo gelten läßt — , fo aud^ Sutl^er; aud^ in ber
SRed^tfertigung fommt eS nur auf ®otteS toittfürlid^e Stfjeptai:
tion an.
®dn inneres ©rieben ober feine unbefiegbare Suft l^at alfo
Sutl^er aus ber ^rd^e fort^ unb in feine Sled^tfertigungSlel^re
l^ineingetrieben, jugteid^ allem ©d^mu^ ber ©ünbe ben ©ingang
eröffnenb unb freie SBo^nung geloäl^renb.
S)iefe Suft aber jeigtc fid^ öor allem in bem ^od^mut, mit
bem ber „hergelaufene" ber Srabition öon Qfal^rl^unberten wibcr^s
^pxaä)f in ber Eingabe an bie ©innüd^Ieit unb bie Srunlfud^t,
— 8 —
in ber %ttvä>t cm pöbelhaften unb dotigen, in ber inneren
&düt nnb ber Urmnt an Siebe nnb (ätidi, in ber majstofm
Säertogenl^eit. Sfür aQed baS totrben Belege beigebrod^t 3He
Serlogenl^t indbefonbere mirb barond ertpiefen, bat Snt^er tn
feinen @ij^riften falfd^e 3^tate brad^fte nnb bog er gegen bie
Sird^e nah bie Drben SSorttrörfe erl^ob, bie ft(| au^ ber Siteratur
nid^t belegen loffen, ober bag er ber fd^olafttfd^en Xl^eologie
öberl^ottt^t %nfd^annngen jufci^rieb, bie anf bie älteren äReifter
ber ©d^otoftif nid^t ^joffen ober üittfympt — fo formnfiert —
nid^t nad^jntpeifen finb.
@o toax alfo Sntl^er. @ine nnglüdKid^e 9latnranlage uerbonb
fid^ mit grenjenlofer Slrroganj nnb Sonfnfion. @o wnrbe er
ein SDlenfd^ mit öertoüfteter (Seele nnb ein Sater ber Sfige.
3)od^ ber Sefcr ift getoife nod^ nid^t jnfrieben. 5)ie SBe^^
l^onptnngen finb fo abentenerlid^, bafe er einen SinbmdE l^oben tfM
toon ben »etoeifen, bie 5)enif(e beibringt. 2)ie SSetoei^metl^obe
ift leiber bie altl^ergebrad^te be^ $affed. äRan l^ört unb fielet
nur baS Ungünftige unb man glaubt nur benen, bie ©d^ted^ted
jn berid^tcn miffen. SBenn Sil e an ber ßutl^er afö a^runfenbotb
bejeid^net, toenn X^omad äRünjer t^on feiner Söge unb Xäcfe
rebet, toenn SReland^tl^on, ber nid^ immer gro| toar, feine
üble Saune über ben größeren greunb einem vertrauten grennbe
gegenüber auädßt, fo \ptai)tn fie natürlid^ bie gange unb tioQe
Ba^rl^eit. äBenn aber berfelbe äReland^tl^on Sut^erd GEl^aralter
in leud^tenben garben fd^Iberte ober ®raämu§ ober fjreunbe
Stttl^er^ feinen Seben^toanbcl ^jriefen, fo logen fie felbftöerftänblid^.
Ober toenn Sutl^er feine ©eelennöte im filofter unb bie %i%n^
tid^feit unb SJerlommenl^eit beö Slerug fd^ilbert, fo lügt er natura
lid^; »enn er aber ate ©eelf orger unb 5Prebiger in fd^ärffter SaSeife
iie ®ebted^en feiner (Slaubenägenoffcn tabelt — tocr töte baS, ol^
einfeitig ju toerben? — , bann ift jebeä SBort lautere SBal^rl^eit
SBenn er im ©ruft ober ©d^crj über feine Irögl^eit ober über
Slnfed^tungen Hagt, fo ift SBort für SBort ju glauben, toenn er aber
ben Xroft feinet St^angeliumS pxtx% bann ift ba^ eitel ^eud^elei.
— 9 —
Sag ift eine WUtf)oht, mit ber man lüä)Üxä^ aUt^ betoctfcn
Ifttm. SKott nel^c nirr bei ?ßaulug bic ©elbjtanflagen mit
bin JlnHagcn feiner ®cgner jufammcn, man fonbere bie Strafe
reben an feine ©emeinben au§ feinen SSriefen an§, man überlege,
bafe bwi^ »ol^I bie ffi^riften öon Semfa&m baS redete urfijröng^
K^ ffiöangeünm bcfeffen l^aben »erben — nnb man mirb o^e
oiel SRot jeigen fönnen, ba§ er ein l^od^mütigcr, nnöerträgliti^er,
Icunenl^after, öerfeumbunggfüd^tiger SKenfd^ toar, nnb bafe etma
bie ©cmeinbe ton torinti^ ben äbfci^anm ber aRenfd^l^eit in ftd^
fa|tel Unb nimmt man bann l^injn, ba§ er fid^ einen „bemfenen
Sl^joftel 3^tt ffil^riftl" nennt, ber fein ßöangetinm öom §erm
feBbft empfangen l^at, ba& er feine ßefer afö „Zeitige" anrebet,
fo ift ganj Hör, ba^ er ein ^end^Ier unb Sügner mar!
III.
a)od^ einige a3eif|)iele mögen bie ®aä)t öerbeutlid^en. Sntl^er
l&^t Slttgnftin fagen. „®ie ©ünbe toirb in ber Saufe tytx^
geben, nid^t bajä fie nic^t ba fei, fonbern bag fie nid^t ange^
red^net toirb." Äuguftin fagt aber in SBirüid^feit: „vergeben
tt)irb bie gfcif^eSluft in ber laufe, nid^t ba§ fie nid^t ba fei,
fonbern ba§ fie nid^t jur @ünbe angered^net tperbe." „Qfft ba§
nid^t — fagt S)enifle — ein SSetrug, eine gälfd^ung ber argften
2W?" (©. 461), unb itoQx eine befugte gälfd^ung, l^atte bod^
Stttl^er einft in feiner Sugenb notorifd^ ben rid^tigen SBortlaut
äugnftinä in einem 3itat beg ßombarben gelefenl
@ett)ig, toa^ Sutl^er fagt, ift etn^ad anbereg, afö toa^
Sluguftin fagt. S«od^ Sut^er bleibt bie ©ünbe, tokmf)! fie toer^
geben wirb, nad^ ätuguftin bleibt bie Sufl, bie aber burd^ bie
Vergebung nid^t mel^r ©ünbe ift. Slber biefe ßuft ift, nad^
auguftin, böfe ®efinnung unb »egierbe, bie burd^ 3uftimmung
beg SBottenS jeberjeit jur ©ünbe ttjerben fann. 3nbem Sutl^er
fid^ mit aupfKttS ©runbanfd^auung ein§ fünfte, ffat fic^ in
— 10 —
feinem ©ebäd^tnfe bag Sttat tjerfd^oben. Sutl^erS SWetnung ift:
bie ßuft erjeugt aud^ im toiebergeborenen ©l^riften ©ünbentaten,
bejSl^oIb bleibt bicfer trofe ber emeuemben SBirfungcn ber ©nobe
©üttber, mag immerl^in ®ott bie ©ünbe afö ©d^ulb öergeben.
©ogmenl^iftorifd^ betrad^tet ober öom getel^rten ©tanbiJunft aug
l^at Sutl^er einen geißlet gemad^t, aber eS ift gerabejn löd^erlid^,
baranf mit ®m^]^afe bie 2ln!Iage auf gälfd^ung ju grünben. Unb
fo tt)irb man um fo el^er urteilen bürfen, afö Sutl^er in SBirt
lid^feit fid^ gar nid^t aQjutoeit t)on Sluguftin entfernt. 3la6) i^m
ttjie Sttuguftin bleibt, tro^ ber laufe, im ©ünber bie SKöglid^Ieit
unb ber Irieb jur ©ünbe nad^, ber fid^ in Satfünben auStoirlt,
unb nad^ 8luguftin toie nad^ Sutl^er nimmt bie laufe ber ©ünbe
ben ©d^utbd^arafter. Unb ber ©d^ulfel^ler, ben Sutl^er ^ier mad^t,
foll ein moralifd^eg SSerbred^en feinl
3n einer geleierten ©rörterung fteHt S)enifle feft, ber Drben^^
ftanb toerbe „Staub ber SSofflommenl^eit" genannt, toeil bie in
il^n ©intretenben fid^ §um ©treben nad^ ber SSoIHommenieeit,
feineSlpegg aber ju biefer felbft öer^^ftid^ten. Stau feiert aber Sutl^er
bie Unterfd^eibung eines „©tanbeg ber SBoKlommenieeit" öon bem
„ber Unöoniommenl^eit" unb fd^Idgt toeiblid^ loS auf bie ®ins:
bilbung ber äRönd^e, baß fie fid^ im ©tanb ber SSottlommenl^eit
befinben.
darüber gerät Senifle ganj auS bem ^äugd^en. „ Jafd^en^^
fpielerei", „trügerifd^eS ©efd^toal", ein „SSerbred^en" finbet er bei
Sutl^er; l^aben bod^ bie Drben fein anbereS ßebenSibeal afö äße
Kl^riften, ndmlid^ bie ©rfüQung ber ®ebote, unb ift bod^ ber
DrbenSftanb nur ein befonberer SBeg, biefeg Siü ju erreid^en
(©, 213. 210 ff.). ®mx% 3)enifle ^at red^t, er brüdEt fid^ beinahe
lutl^erifd^ auS: bie SSoIHommenieeit beg Kl^riften l^öngt nid^t an
bem Drbengftanb. greilid^, im SSorbeigel^en ttjirb jugeftanben,
bag es aud^ fold^e gegeben l^abe, „toeld^e bie Sbee beg Drben«^
ftanbeg ju f)oä) ^pannttn, befonberg toenn fie unüberlegt im Singen^
bRdEe ber Segeifterung batjon fpred^en" (©. 187). 2)a§ ift feine
geringe Sonjeffion. Slber fd^ttjerer wiegt ettoag anbereä: baS Seben
— 11 —
bcr Drbctt ift „^öl^cr", bcr „gl^cftanb ift ettoa§ njenigcr ^oU^
Iommcne§" (@. 163. 177, 255). @o, c§ gibt dfo etttcn „l^ö^crcn"
ScBcnSftanb? S)ann ftjtrb e§ bod^ aud^ einen niebcrcn geben.
Sener ift ber SKönd^Sftanb, biefer !ann bod^ nur ber Saienftanb
fein. Unb toa^ ^at benn Sutl^er anbercS gesollt? ®r ^t ben
3rrn)al^n jerftören tt)oIIen, ba§ jjentonb burd^ Übcmal^nte Be^:
ftimntter ftatutarifd^erSSer<)ftid^tnngen „l^öl^er" ftel^e, afö ber, njeld^er
fein El^riftentum int getoöl^ntid^en bürgerlid^en Seben betätigt.
2lud^ S)enifle tt^eiß, bag de facto ein SKönd^ fittlid^ niebriger
ftel^en fann, afö ein fd^Hd^ter SBürger — toer to'dxt fo mal^nfinnig,
bag er ba§ leugnen lönnte? — , aber ba§ fd^Iiejst \a nid^t au§,
baj3 man beftimmte Drbnungen unb gomien be§ Seben§ an fid^
für „l^öl^er", toeil afö bie geeigneteren unb fid^ereren SRittel jur
©rreid^ung be§ QitU^ anfielet; fo l^at e§ ja frül^er Sutl^er felbft
üerftanben (Senifte @. 204. 209). Slber gerabe barin, bag er
un8 öon biefem SBal^n befreit l^at, bag er ba§ „l^öl^ere" ßeben,
ben fidleren SBeg aug ber ffiloftcrselle in ia^ ^an^ unb in ben
aSeruf be§ Seben§ öerlegt ^at, befte^t fein »erbienft. aRan foH
nid^t über SSofabeln bi§<)utieren, toenn ber fad^Iid^e ®egenfa| !tar
genug ift. ®aB bag ffilofterteben nid^t ein fidlerer, fonbem ein
fatfd^er, toibematürlid^er SBeg ift — ba§ ift ber ®egenfa|, um ben
CS fid^ l^anbelt. S^ nel^me e§ einem 3Rönd^ burd^auS nid^t übet,
ba§ er fid^ l^ierin ttjiber Sutl^er erllärt, aber bann foß er bie
Sad^e l^erauSfteHen unb nid^t mit aöerl^anb geleierten OuiSquilien
um ben l^eiften aSrei l^erumgel^en.
(Sin anbereS aSeif^^iel. Sutl^er Iä§t ben l^eil. Seml^arb bor
feinem Sobe fagen: perdidi tempus, perdite vixi (id^ l^abe bie
Seit öerloren, id^ l^abe ein berloreneS Seben gefül^rt). ®arau§
jiel^t Sutl^er bie golgemng, ber l^eit. Sernl^arb ^ait angefid^tS
be§ XobeS „an affer feiner SKönd^erei berjttjeifelt", „bie ^appt
an bie aSanb gelängt" (f. bie »elege bei Senifle ©. 58 ff.).
Shtn toeift Senifle nad^, bag ber SluSf^jrud^ fid^ in ber 20. 5ßrebigt
95em^arb§ über baS ^ol^elieb finbet, bie etnja 16 ^al^re bor
feinem lobe gel^alten tourbe, unb er erfennt mit Sted^t, ba^
— 12 —
S3eml^arb mit feinem ^u^^pmä) nxä)t^ tt)eniger aU eine ^erob^
fe^ung bed aRönd^tnmd begtpecfte.
aSieber f)ai ber ©elel^rte öon feinem @tanbt)unft f)tc ttüft,
aber ift eS barum beted^tigt, ßutl^er ber „Süge" ju jeil^en? (gr
»ar lein gefd^nlter nnb geübter $iftoriIer. ®aS SBort SBem^
]^arb§ ttjirb er einmal gelefen unb bel^atten l^aben. 3)er 8u^
fommenl^ang filierte anf ben lob, fo meinte er, ba^ SBort fei
öor bem Xobe gefprod^en. darüber badete er »eiter nid^t nad^.
SSSol^I aber mar ed für il^n t)on Sebentnng, baB ber Zeitige fein
l^eiligeg aWönd^§Ieben afö ein öertoreneä ßeben bejeid^nete, nnb
ba§ ttjanbte er n)iber ba§ SKönd^tnm. ©eine 9lu|Ii)figfeit fd^en
ertoicfen, toenn feine Äraft angefid^tS beg Xobeö öerfagte. So
em^jfanb Sutl^er, öon Sug nnb Xmg fann ba nic^t bie ?Rebe fein,
ttjol^l aber öon einer Una^tfamfeit, bie toillengftarfen 3Renfd^
nid^t eben fetten begegnet, ol^ne ba§ eine bittige ©enrteilnng il^nen
„Süge" öorl^alten barf. gd^ nenne S)enifle leineStoeg^ einen
Sügner, h)iett)o^I er felbft bi^toeilen nid^t fel^r anberS afö Snt^er
öerfäl^rt, nnb er ift bod^ ein in ber l^iftorifd^en SKetl^obe toofjiU
geübter 2forfd^er, toaS Sntl^er nid^t toarl
5)afür bieten nng bie SlnSfül^mngen S)enifIeS @. 740 ff.
ein unübertreffliches Seifpiel. Sntl^er, fo erjäl^It S)enifte, ^ot
angefid^tg feiner ©rfal^rung ber SobeSfd^redten gefd^rieben, er
h)otte lieber eine ©au atö ein 3Rcnfd^ fein, benn bie @au liegt
fidler unb bel^aglid^ in i^rem ^ot, fümmert fid^ um nid^tS unb
al^nt nid^tS öom lobe. „SBelc^ fd^auerüd^er ©^niämuS liegt
nid^t in biefen SBorten," ruft 3)enif(e patl^etifd^ auS, unb er
folgert, ba§ Sutl^er angefid^tg ber lobe^fd^reden fo fel^r öerlaffen
war oon atter ^eitegeioifel^eit, „bafe er lieber eine @(m fein
wottte, afö fie forttoäl^renb ertragen".
Shtn, baju !ann id^ nur fagen, bafe, menn Sutl^er einmal
ä^nlid^ mit einer Urlunbe üerfa^ren toäxt, wie 3)enifle e« ^ier
tut, lefeterer il^n fid^erli(^ einen fd^amlofen Sügner unb nieber^f
träd^tigen gälfd^er, einen „Serbred^er" genannt ^ättel 3)enn
wie liegt bie ©ad^e? S)er äuSfpru^ ftammt au8 einer ©c^rift
— 13 —
toom Saläre 1543: „SJoti ben 3übcn unb tl^rcn Sttöctt." ^icr
Icflt Sutl^ bar, bafe bie 3«^cn auf ciac irbifd^ ^rrfd^aft be8
SReffiai» ^offen, öS)nli6) tote fte äJlol^atnmeb gebrod^t l^at. Unb
imn fol^rt er fort: toc^ l^ilft ein fold^er SKeffia«, ba alle ftnn^
lid^e ^errlid^Iett fftr leinen äßoment uni$ gen)iJ3 toaxt, lieber
tooHte er eine @an fein als unter biefcm äReffiaS ftel^en ober
caifS^ er felbft fein, (i^ folgt bann bie t)on 3)enifle fo bel^agßti^
mitgeteilte @teQe über bie @au, bie i^reS finnlid^en Säel^agend
bod^ toenigftenS getoi^ ift, ol^ne an baS ®nbe beulen ju muffen.
3)a]^er aber toiü Sutl^er gerabe oom ittbifd^en äReffiaS nid^tS
ttjiffen. Slber mel^r: er |)reift ba§ K^riftentum gerabe beSl^aft,
toeit t^ einen äReffia« l^at, burd^ ben loir „beS SebenS immer
unb etoig fidler" finb. „©old^en SKeffiaS l^aben toir ©l^riften",
ber bie Sroft ber äRärt^rer geworben unb bcr gef<)rod^en l^at:
toer an mid^ glaubt, toirb leben (f. (Sri. 8lu§g. 32, 260—262).
Sein aud^ nur l^albtoegS vernünftiger äRenfd^ fann l^ier
leugnen, bag 3)enifle Sutl^er genau bad Gegenteil beffen
fagen lägt, toaS er toirHid^ fagt, unb baß er trofebem bie fd^toerften
aSefd^impfungen Sutl^eri^ an biefe feine ^ßl^antaficgebilbc fnilpftl
3ft S)enif(e barum ein „Sälfd^er" unb „ßtigner", ein „Sö^^o^^ttut"
unb „©albloiffer" ? D nein, er ift nur ein fel^r tenH)eraments:
öotter äRenfd^, mit beffen .SSerftanb ber leibenfd^aftüd^e SBiKe ju*
jeiten burd^gel^t. 9(ber totm felbft etn^ad fo äßenfd^Ud^ed faffiert,
ber foHte bod^ öorfid^tiger unb befd^cibener fein im Urteil über
bie aRenfd^Iid^Ieiten eine« SRanneg ttjie Sutl^erl
Slber in biefem ©til ift teiber nur ju öieleö bei S)enifle
aufgefallen. 3)ie 3)arftenung ber Seigre Sutl^erS, fotoeit fie in
biefem Sanbc vorliegt, gel^ört l^ierl^er. 8luf ba8 einjelne ttJiH id^
iejft nid^t eingel^en, benn erft bcr 2. Sanb toirb l^ierüber W>^
fc^ßegenbeS bringen, aud^ fann man l^ierüber nur reben, tt^enn
man fid^ tief in 3)ctailfragen eint>. Slber fo öiet fann jeber
eittfel^en, bag e§ im l^öd^ften ®rabe unmetl^obifd^ ift, immer
toid>er von einem „©^ftem" ßutl^erg ju reben unb feine äuge?
rangen afö Seile eine« Softem« begreifen ju tooHen, ttJöl^renb
— 14 —
bod^ Kar ift utib öott bcti ^jroteftantifd^en ©ctel^rtcn tuic öon
©cniflc felbft betont ftjirb, baß Sutl^er lein S)ogmatiIer ober
S^ftcmatifer toax, S)antit ift nid^t geleugnet, baß er eine reK*:
giöfe ©efanttanfd^auung befoB, id^ meine fogar, im 2. Sanbe
meiner Sogmengefd^id^te biefelbe ein toenig beuttid^er atö meine
SSorgänger aufgejeigt ju l^aben. Slber fie toar lüdEenl^aft, im
einjelnen oft nid^t auSgeglid^en, praftifd^ nnb ^jolemifd^ orientiert,
n)ie e§ bei btn großen gül^rern nnb $ra!tifern
ber (Sefd^id^te faft bie ?ftegel ift. SRan toirb aud^ bei
^ertuHian nnb Slugnftin nur mit allem SSorbel^alt öon einem
„Softem" reben bürfen.
SRid^t aße äRenfd^en finb getel^rte äRönd^e ober ?ßrofefforen,
unb gerabe bie größten 3Renfd^en finb nur feiten „©^ftematifer"*.
Slber inbem ®enifle ein „Softem" Sutl^erS annimmt, getoinnt er
bie SRögtid^feit, Sutl^er öorjufd^reiben, ttjaS er beulen burfte unb
tt)ag nid^t. ®r fonftruiert nun ta^jfer barauf Io§, ^jaffen Äußerungen
Sutl^erS in feinen ^am nid^t l^erein, fo burfte Sutl^er fie nid^t
tun, ober er tat fie an^ |)urer ^eud^etei.
@o burfte Sutl^er, nad^ ®enifle, öon ©lauben, ®nabe, ated^t«?
fertigung, Siebe uftt). iji!bttf)anpt nid^t reben, ttjeil, ja mil er
eben nid^t Sl^omift toar toie S)enifle. ®enifle toeiß fel^r gut,
ba^ Sutl^er baS aUeS — unb jtoar mit l^eiligem ©ruft — öer^
lünbigt unb baß er bie größten ^^raltif d^en Sonfequenjen baran fnü|)ft.
®^riftu§ ttjol^nt unb toirlt in un§, ber l^eilige ®eift toirlt ben
®Iauben in ung, er l^eitigt unb erneuert un§, ja er gießt ung
bie ®nabe ein. Über aU fold^e Äußerungen, bie ba§ 3)en!en
unb gül^Ien Sut^er^ bel^errfd^en, öiel mel^r afö baS in bem fpäteren
@t)ftem ber ortl^obojen Sutl^eraner ber %aU ift, gel^t Senifle
mit biKigen $ß]^rafen l^inioeg: „biefer fonfufe föopf", „teereS ®e?
fd^toä^ im aBiberfprud^ ju feiner ©runbanfd^auung , nur baju
angetan, ßcfem unb Sn^btttn Sanb in bie Singen ju ftreuen"
(@. 443, 495). ^ä) fann biefe SSorttJürfe Senifle nur jurüdE^
geben. „®od^ toag fümmerten Sutl^er SBiberfprüd^e ?" fd^reibt
er (©. 495). 5Run totnn ba8 ber gall ift, toie foH man bie
— 15 —
S)cniflcfd^e aWctl^obc beurteilen, bie eben btefe „S33tberfl)rüc^e" baju
t)ertDenbet, um alles, toaS bem öermeintltd^en „©^ftent", ber
„©runbanfd^auung" Sutl^erS ttjiberfljrtd^t, otö „leereg ©efd^ttjäfe"
ju eliminieren? ®§ ift freilid^ fel^r t)iel fd^tocrer, bie ©ebanlentoelt
eine« großen religiöfen 3Renfcl^en ju erfaffen, afö bie eines btogen
©^ftematilerg, aber einS ifl fidler: ber ift bicfer Slufgabe nid^t ge^
toad^fcn, ber juerft bie ©^ftemlofigleit beS SSetreffenben öerl^öl^nt unb
il^n bann hoä) fo bel^anbett, afö toäre er ein „©^ftematifer".
Ober ift eine ®ebanlentt)eft toie bie ßutl^erS toirHid^ ettoaS
fo Unerl^örteS ? Stun id^ möd^te ®enifle raten, fid^ einmal beffen
JU erinnern, baß Sl^omaS öon Slquino jtoölfl^unbert Saläre nad^
$ßauIuS lebte unb bann, ol^ne Sil^omaS l^ineinjumengen, ein ein^
l^eitlid^eS „Softem" bcS $auIuS ju lonftruieren , fei c§ öom
SRittetpunft ber Sfled^tfertigung ober öon bem be§ ®eifteS auS;
id^ fürd^te, er toirb balb erfenncn, baß baS „Softem" in bie
SBrüd^e gel^t. SBar beSl^alb $aulu§ ein „fonfufer So<)f ?" D nein,
bie ffionfufion liegt lebiglid^ auf feiten berer, bie fold^ ein „Softem"
meinen fonftruieren ju foHen.
Slber öictleid^t ift bei ßutl^er jener ®rab beS S33iberf))rud^eS
erreid^t, ber baS ®en!en nid^t anregt, fonbern eS ftitteftel^en l^eißt,
too lein verborgener lieffinn lodtt, fonbern ber offenbare Unfinn
fd^redEt? ^6) lann toirflid^ nid^t feigen, baß bem fo fei. ®ott
toirft ben (Stauben im äJienfd^en afe ba§ ^innel^men unb ®m^
^jfangen feiner ®nabe. 5)er (Staube ergreift nun bie @nabe, ein*:
mat fofern fie ben toirffamen SBillen ©otteS §u unferer ®tnmt^
rung unb fitttid^en SSetebung barfteHt, bann aber fofern fie unS
ber |)utb ©otteS unb ber SSergebung unferer ©ünben öergetoiffert.
SBeit bie emeuembe SBirlung (SotteS nur allmäl^tid^ ben äRenfd^en
burd^bringt, ba bie SKad^t ber Suft x^x entgegennjirlt, fo öermag
lein SRenfd^ grieben ju finben burd^ bie Seobad^tung feiner
toirltid^en ®meuerung; bergrieben ergibt fid^ öietmel^r aus bem
SSenjußtfein, ia^ ®ott fid^ feiner annimmt, baß er für il^n ift,
tro^bem baß bie Suft im äRenfd^en ®ott tt)iberftrebt. §ier toixb
auä) Itar, toxt irrefül^renb ®enifteS Semcriung über bie Un:^
— 16 —
be^gbarfeit ber Suft naäf 2uÜ)tt ift üng&l^Iige SKal fagt Ünäftt,
getabe toie 9[uguftin, ba^ i>te ®nabe bett SDtenfd^ett t)on ber Sttft jtt
remigen itnb }u befreien beginne, baft ober biefer ^rojeg liegen
bed äSiberftrebeni^ ber Suft in biefem Seben ni^t ju (Snbe {ontmt.
So« ift — fnrj gefagt — Sntl^erg äßeinnng in ber ^am)tfrage. $fi)
gloube, bog fie ber beä ?ßauIniJ f el^ nal^e tonmtt, tmb toeiter, bog fte
l^infid^tlid^ ber ßonftrultion ben Sufammenl^ang jn ber fd^olctftifd^
Sormnßemng ber Seigre nid^t berlengnet. 98a§ l^ier nnftnmg
unb unberftönblid^ fein foH, ift mir nnfafelicfi. SBenn übrigeng
Denifle (@. 493) an einer gelegentlid^en 95emerfung in meiner
S)ogmengefd^id^te (II, 249) «nftog nimmt, toonad^ Sntl&er bie
„eingcgoffene ®nabe" öermorfen l^abe, tocil fie ®ott ju toenig,
nid^t meil fte i^m }n Diel beilegte, fo ift bie ))on il^m getoünfd^
©rflärung in bem weiteren Qn\ammtxü)anq, in bem biefe 8^?
merfnng ftel^t, fd^on gegeben. S)ie eingegoffene ®nabe toor fftr
bie ft)dteren ©d^olaftifer öielfad^ ein inl^otelecrer Segriff, aber
aud^ bei einer feäftigeren gaffnng beS SegriffeS genügte er Sutl^cr
nid^t; ben njirifamen ®ott felbft njottte er bnrd^ bie ®nabe in
ber ©eele l^oben, nid^t nnr „cttoaS Übernatürlid^e^", „eine ein^
geliebte Dualitöt", toie er gelegentlid^ fagt.
3loä) ein«. Senifle ftettt eg einmal fo bar, afö l^ätte id^,
menn id^ öon ßutl^erg „grünbttd^en fd^olaftifd^en ©tubien" ge*
f^jrod^en l^abe, in nnerlanbter SBeife übertrieben. (@. 500.)
aber id^ l^abc ja fofort bieg Urteil bcfd^rdnft, inbem id^ bie
ft)citeren ©d^olaftiler nenne, mit benen Sut^er fid^ genauer
befd^äftigt l^at. SBarum fül^rt bcnn 2)eniffe bieg Urte« fofort
auf bie Ungrünblid^Ieit meiner ©tubien jurüdE? SBo l^abe id^
benn it^anpttt, bag Sutl^er eingel^enbe X^omagfhtbien gemad^t
l^abe? @g l^anbelt fid^ bei fold^ einem Urteil bod^ um ben ^ai^
ftab, ben man anlegt. aSemeffcn an ®enifleg fd^olaftifd^en ©tu*
bien teuren bie Sut^erg freilid^ nid^t „grünblid^''. SSäenn man
aber an SReland^tl^on ober S^ingli benft, glaube id^ bod^ jeneg
Urteil öertrelen ju lönnen. 3m ®egenfafe ju tj^eologifierenben
^iftorilem ober ^l^ilologen toerben toir etttja l^eute einen SKann
— 17 —
grünblid^ bogmatifd^ gcbilbct nennen, ber bie ftjid^tigeren SDog^^
mottler feit ©d^Ietermad^er lennt, unb ntd^t verlangen, baß er
aud^ felbftänbige @tubien t)on a^eland^tl^on btö jur SlnfKärung
getrieben l^at. 3)od^ bag nur nebenbei.
IV.
©obalb e§ fid^ um ^erabfe|ung Sutl^erS l^anbelt, gel^ören
jum eifemen gnöentar bie Slnllagen auf Irunlfud^t, gcfd^Ied^tlid^e
Unfauberleit unb jotige ateben. Slud^ bei S)enifle feilten biefe
©tüde nit^t.
©inige SSemerlungen l^ierüber toerben bem Sefer ertoünfd^t
fein. SKfo Sutl^cr toar ein Jmnienbolb. SBol^er? SJon ber
SBartburg l^cr fd^reibt er: „id^ fifee l^ier ben ganjenlag mügig
unb trunlen." ®elegcntlid^ betont er in' feinen Sd^riften, er
fd^reibe bieg „nic^t trunlen nod^ unbebad^t" ; ein Srief trägt bie
Unterfd^rift Doctor plenus (ber öotte 3)oftor), jubem fd^reibt
Slleanber t)on SBormS aui^ nad^ 9iom: La ebrietä, alla quäle
detto Luther ö detissimo (S)enifle @. 113). 3)al3 Sutl^er }U
3eiten, wenn er „©ebanlen l^atte", einen „ftarfen IrunI" getan
— ba§ f^jrid^t er gelegentlid^ felbft aug. ®r toax barin ein Äinb
feiner Seit unb er befag eine ftarle genugfrol^e SRatur. Slber
öom IrunfenboÖ) ift baS toeit entfernt, unb gerabe bie SBeife,
toie er, fid^ felbft ironifierenb, batoon rebet, bejeugt baS.
Über ben S5rief mit ber Unterfd^rift: Doctor Martinus,
Doctor Luther, Doctor Plenus (bei ©uberg X, 137 f.) referiert
S)enifle alfo: er beHagt barin aud^, bag er „fftr ©d^toad^l^eit"
nid^t öfter« unter ben ©tubenten bei bem Sier toülm fönne,
„ba§ Sier ift gut, bie äJiagb fd^ön, bie (SefeHen innig". @§
ift ein fel^r pd^tig l^ingetoorfener 3^ttel, in bem e« fid^ nm bie
SBerforgung beftimmter ©tubenten }u l^anbeln fd^eint, auf bie
Sutl^er nad^ SBiHen beä SRangfetber ®rafen ein Singe l^aben foH.
Sutl^er lobt ba§ Swfömmenleben berfetten: „S)ie ©tubenten l^aften
© e e b e r 8 , Sut^er unb ßut^ertum. 2
— 18 —
\x6) toal^riid^ fein, bafe mir oft Icib ift, ba§ id^ für ©d^lüad^l^eit
nid^t fann öfter bafein." SJoran gel^t ber öon ©enifte gitterte
@afe: „Sag Sier ift gut u. f. ttJ." aSo ftel^t aber, bag Sutl^er
gern „unter ben ©tubenten bei beut Sier toeilen"
ttJoHte, tt)ie »enifte fd^reibt? SRit feinem SBort fagt Sutl^er
ba^, e§ ift öon Senifle frei fomponiert toorbenl S)er Srief ift
unä nid^t mel^r ganj öerftänbüd^, n^eil toir — id^ njenigfteng —
bie SSorau§fe|ungen nid^t fennen. 2)er Sutl^er njol^Ibefannte
(£mt)fänger (ßa^pax SRütter, ffianjier in 2Ran§feIb) rt)irb öon
Sutl^er afö ©d^af ironifiert, eine getoiffe 9leöand^e bafür fd^eint
bie ©elbftbejeid&nung afö Doctor Plenus Bieten ju foHen. Slbcr
um ju urteilen, müßten toir bie Slntöffe ju jener njie ju biefcr
Sejeid^nung fennen. SRit fold^ einer ©teile ift nid^t öiel an^^
aufteilen. ®a§ njürbe bei einer anberen 5ßerfon fid^ aud^ ®enifteg
©(^arffinn nid^t entjogen l^aben.
Unb nun gar bie Sad^erlid^feit im »etoeife S)enifle§: „®g
(b. 1^. biefeä Safter) toax fd^on fo befannt, ba§ er mand^mal
ougbrfidHid^ ertt)d]^nen mu§te, er fei nüd^tem, er fd^reibe in ber
SRorgenftunbe." 2. ffor. 11, 23 fd^reibt $ßauto: „3d6 rebe im
SBa^nfinn", unb 3ll3ofteIgefd^. 26, 24 fagt geftuS ju i^m: „$aule,
bu rafeft." SBag ift nac^ „gef^id^tUd^er äRet^obe" flarer, afö
baB $autu§ njal^nfinnig ftjar? ©ottte jemanb fid^ bemgegenüber
an bie ^larl^eit be« ©eifteg $auli ober an ba§ ungel^eure ge^
fd^id^tlid^e SebenStoerf ?ßauH erinnern, nun fo mad^e er fid^ ge=^
fäßigft flar, baß anä) bie Srunfenbolbe nid^t gange Sibliotl^efen
jufammenjufd^reiben unb bie SBelt aug ben Slngeln ju lieben |)ftegenl
Ober si magno componere parvuin fas est, l^at ed ^emt 2)enif(e
nid^t aud^ gefranft, afö t)or gal^ren ber ©d^erj SBinbtl^orftg, er
l^ötte fid^ gtiidHid^ l^inburd^gelogen, emftlid^ afö ein Settjeig feiner
SSerlogenl^eit gebeutet tourbe?
Slber bie „Boten" Sutl^erg? Sunad^ft einö, Senifle nennt
jeben berben roben 3lu§brudE 3ote. SBenn Sutl^er etttja öon
2)redf unb Urin ober öon etioaigen ^ßrojeffen im S)arm rebet,
fo finb bag „3oten". 3«^ 3ote geprt aber meinet ©rad^ten«
-^ 19 —
immer noc^ ba§ aRomcnt bc§ ©inncnfifectö, bcr Äa^ätöttdt. Unb
gcrabc l^tcröon l^alt \xä) Sutl^cr frei, tuie bie meiften Sloturen,
bic eine berbe unb unverblümte Siebe gern fül^ren. Slud^ j. S5.
bei S)enifle felbft finbe iä) feine Slnfü^e jur „3ote", fo fteigig
er berartige SBenbungen Sutl^er^ fammelt
S)a6 Sutl^erg JRebe bi^toeilen toibertoörtig berb, ja rol^ fein
fann, nid^t nur für iinfere Dl^en, fonbern mä) für bie feiner
gebilbeteren grftgenoffen, f ottte man rul^ig jugeftel^en* Sag ber^
fette SKann über eine ^ol^eit, liefe unb Sitnigleit ber ©ebanfen^
bilbung unb beg Stugbrude^ öerfügte, toie fein Seutfd^er nad^
il^m bi^ auf ©oetl^e, ba8 ift ebenfo ein fidleres gaftum. ^n
unb fein SBefen nad^ jenen Slol^eiten ju beurteilen, ift faft
ebenfo attem, afe tooHte man ©oetl^e« ©nHjfinbungiJtoeife ettoa
nad^ etlid^en ©erbl^eiten, j* SB. im 2. Xeit be§ gauft c^arafteri^
fieren. Denifle aber fd^reibt: „fein Zoxtf feine jotenl^afte ©prad^c
waren nur ber äuSbrudE feinet Saueren unb er toar l^ierin ebenfo
bcr ^öl^cpunft ber SSerrol^ung feinet Qal^rl^unbertg, toie er burd^
feine Seigre bei fid^ unb ben ©einen ba§ äRafe ber öorangel^enben
unb gteid^jeitigen ni eb er gel^e üben Strömung betreffe ©laube
unb Sitte öoHgemad^t l^at . . . ^n bejug auf feinen joten^^
l^aften Son unb S^ni^mu^, feine gemeine ©prad^e unb 9lebetoeife
erl^ob fid^ Sutl^er nid^t einmal über einen beliebigen ©taUfned^t,
©aul^irten unb ©traßenfel^rer feiner 3^t. Srger afö er tonnte
es l^ierin nicmanb treiben ... er (l^at) mel^r ate anbere bireft
unb inbireft surtoad^fenbcn SSerrol^ung feiner Seit beigetragen.
®arin war er grojs" (©. 814).
SRun aber ba§ gefd^Ied^tlid^e ©tement. ®S ift l^ierüber fd^on
frül^er tjiel gercbet toorbcn, id^ fann mid^ bal^er furj faffen.
Sie Serbl^eit feiner Sftebe aud^ auf biefem ©ebiete ift befannt.
~ 20 —
5)ai5 Slatüriid^c nennt er mit JRamen, ben Irieben ber ftnnlid^en
Statut l^ängt er lein äßönteld^en um. (£§ toax eine feiner Sluf^^
gaben, il^r SRed^t, ja, wenn man toiU, i^xt (Söttlid^Ieit njieber Hat
augjuf<)re(^en gegenüber ber Unnatur, »eld^e bie „SSirginitöt"
in bie SBett gefegt l^atte. SBie fie auf ber anberen Seite im em^
<)irifd^en SKenfd^en mit ber ©ünbe jufammenl^ängen, bafür ift er
toal^rtid^ nid^t Bünb getoefen. SBir l^aben e§ l^eute am grünen
lifd^ leidet, in „<)affenben" SBenbungen öon biefen 2)ingen ju
fd^reiben. Slber in S^ttti, tt)o furd^tbare ®etoiffeni5fragen l^ierauS
l^eröorqueßen, tt)ie aud^ S^biöibuen gegenüber, bie unter il^rer
Saft jufammenbred^en, ift ber ein Slarr, ber ein S5Iatt öor ben
aWunb nimmt. 3^ fel^e nid^t, baß $ßaulug im 1. ffiorint^erbrief
fel^r öiel jarter öon biefen ©ad^en gefljrod^en l^dtte afö Sutl^er.
®erabe biefe natürlid^e Dffenl^eit ift in beftimmten göffen unb
Sagen ba^ befte ÜRittet, um ber Sa^jiöität unb gote ju ent^
gelten. Unb ein SRitglieb ber ffiird^e, in ber ®ur^g äKorallom^
penbium in offijieHer ®eltung geftanben l^at, follte bod^ nid^t ju
ftarl in 5ßrüberie mad^enl
Sagt man bagegen, toit feit ^an^'itn fo oft gefd^iel^t unb
ttjorin aud^ ®enifle feinem SSorbilb nad^ftrebt, bie ©ittlid^feit fei
feit ber Sfleformation ungel^euer jurüdEgegangen, fo l^üte man fid^
einmal öor ben Übertreibungen unb SSerallgemeinerungen, bie
fid^ ber ©ittengefd^id^te eine« relatiö furjen unb engen Spiet
raumeä nur ju leidet anl^eften. ©obann aber mad^e man fid^
Har, baB, toit fid^ an bie SBenbe^junlte in ber ©rjiel^ung öon
gnbiöibuen leidet Ku^fd^reitungen ftiüpfen, fo aud^ Stl^nlid^e^ öon
ben SBenbe^Junften in ber ©efd^id^te gilt. SDie Kraft l^iftorifc^er
^njipien läfet fid^ nid^t öon l^eute auf morgen erproben. Db man
bie SRute bei ber ©rjiel^ung mit Siedet beifeite gelegt l^at, lann
man in ben näd^ften ad^t lagen nad^ biefem ©ntfd^Iug nod^
nid^t erfennen. @g ift eine ebenfo unfid^ere atö Ileinüd^e unb
unl^iftorifd^e Setrad^tungStoeife, toenn man ttjettgefd^i^tlid^e SBen^
bungen nad^ ben SBirfungen, bie fie auf begrenztem ®ebiet in
jtoei Sejennien geübt ^aben ober geübt l^aben foHen, beurteilt.
— 21 —
Dbcr foßtc S)cmftc bcr tidöcn ÜBcrjeugung cttteS tpeltunfutts:
bigctt aRönd^g tcBen, baB im ^rotcftantigmug bic Unftttttd^Icit
größer fei afe int Kotl^otijiätnu^ ? gaft fd^eint e§ fo ttad^ einigen,
oHerbingS fd^üd^ternen nnb ttjinjigen Slnfäfeen in feinem SSnd^.
8lber Sntl^er f^abt bag SBeib emiebrigt, pren tt)ir toeiter.
33i§]^er badeten toir, bag feit bem ©ol^n ber 9Roria unb feinem
größten Slpoftel niemanb fo öiel für bie @monji<)atii)n ber grou
— bag aSort im eigentlid^en Sinne genommen — getan l^obe,
afö Sutl^er. S)aß er einigen Slonnen jur ©l^e öerl^olfen — ift
bag bie ®miebrigung beg SBeibe^? Ober ettt)a, baß er bie
^errlid^Ieit ber $an§frau nnb äKntter in l^ol^en SBorten ge^^
<)riefen l^at?
5Rein, aber er l^at gefd^rieben: „®otteS SBorte liegen offene
bar öor Singen, baß SBeiber enttüeber jnr @l^e ober jnr ^nrerei
muffen gebrandet tt)erben." S)a§ ift „nnfanber im pd^ften ®rabe"
iheint Senifle (@. 125). SRatürlid^l 3lnr f daläge man l^ier Wie
übtxf)avipi bei ®enifle jebeS 3itat on§ Sntl^er nad^, 3)enifle jitiert
ja ejaft nnb genanl SBag fagt Sntl^er (SBeim. augg. 12, 94)?
®ott l^at SKann nnb SBeib mit il^rer befonberen 2lrt erfd^affen,
nnb toeiter: „®§ ift ^l^e ba§ getoiß, ba^ er le^n toe^b
fd^afft ber ^nrere^ ju S)ienft". SHfo baS ift im 3ns:
fammenl^ang nntoeigerti^ ber Sinn: (Sf)t\ fonft fommt eS jnr
gnrerei. ®a§ njitt ber öon S)enif(e jitierte @aft fagen. ®aß
Sntl^er nnr für bie (Sf)t eintritt unb feinen ©egnem an ber
$nrerei ©d^ulb gibt, ift flar. @r fd^Iießt berb, aber auif l^ente
nid^t immer nn^jaffenb : „©o foHten fold^e l^etibnifd^e larben ^l^re
lefter meuler ju l^aHten, @ott fein toortt nnb toerl nngetabbelt
nnb nnöerl^tinbert gelten laffen", b. f), ber (Sf)t feine §inberniffe
in ben 28eg legen burd^ angeblid^ „^öl^ere" ßebenStoeife. SSiebcr
ein tüd^tigeg »eif^jiel für bie „äRetl^obe" njörtlid^ ju jitieren,
unb bod^ ben {Reformator genau ba§ ©egenteit feiner äReinnng
fagen jn laffenl
ein anbereS »eif^jiell ßutl^er l^abe, fo belel^rt un§ ®enifle,
bie grau „rüdEfid^tSloS unb ro^ ju einer Iragfu^ l^erabgetoürbigt"
— 22 —
(@. 288). ®cr aSctPctö ift Sut^erS 2lugf))ruc^: „DB fid^ btc
äBeiber aucS) mübe unb jute^t tottragen, baS fd^abet nid^t, lag
nur tottragen, fte finb barunt ba. @§ ift beffer, furj gefunb,
benn lange nngefunb btetben." SlidEen toir toieber auf ben
Sufammenl^ang (ßxt ätu^g. 20, 84). Sag Sutl^er atö le^te^
SBort „teöen" für Scnifle« „bleiben" l^at, ift fad^Iid^ gleid^gültig.
Slber Sutl^er fd^idt öoraug, baß — nad^ SluSfoge ber Slrjte —
bie SBeiber, bie leine ^nber l^aben, fd^toad^ unb ungefunb, ja
ftinlenb »erben. (£§ ift nun ®otte§ SBort unb SBerf, bajs ber
SJienfd^ fid^ meiere. ®ag fott ba§ S23eib aud^ tun; einem — suntal
bei bem bontaligen ©taub ber (S^näfologie ■— nal^eUegenben
(gintoanb toitt Sutl^er offenbar ntit beut jitierten SBort begegnen;
fein ®ebanfe ift: lieber naturgemäß unb gefunb furj leben, atö
fid^ in einem langen toibematfirlid^en ©ied^tum ]^infd^Iep|)en.
Unb bann folgen fd^öne SBemerfungen über bie ©rjiel^ung unb
bie SSebeutung ber @^e ©eelen l^eröorjubringen, bie ®ott erlöfen
fann. Unb „ik Xragful^" ? S)ie eyiftiert toieber nur in ®enifle§
feinbfeliger ^l^antafiel 2Kan fann l^ier geioiß anberer SReinung
fein atö Sutl^er, aber öon ber niebrigen (Semeinl^eit, bie ®enifle
il^m nad^fagt, ift er frei.
Saß bie ©teile au^ einem SBriefe öor ber SSerl^eiratung
Sutl^erS mit bem „et sie misceor feminis" (SuberS V, 157)
bei 3)enifle ni^t fehlen toürbe (@. 293), mar öorauSjufel^en.
3d^ l^abe bie ©teile unb bie gange ©ituation abermatö get)rüft
unb id^ glaube, t)orau§fe|ung8lo§ urteilen ju fönnen. SBa§
S)cnipe in ber ©teile finbet, lann id^ — trofe be§ angefül^rten
Slugbrudfe^ — il^r nid^t entnel^men. ßut^er fd^reibt an ©^alatin,
ntdt i^n toegen feiner Unbetoeibtl^eit unb fd^erjt über fid^ felbft
ttjegen feines ®IüdEeg bei ben grauen, er fei ein „berüd^tigter
Siebl^aber". S)a§ ©anje ift burd^auS fd^erjl^aft, mit einem über*:
mutigen $umor gefd^rieben.
3n biefem Sttf^mmenl^ange ift bie ^au^JtfteUe, bie id^ i^ier
überfe^en toiU, ju begreifen: „S)ie§ ift nod^ mel^r ttjunberbar,
baß ii), ber id^ fo oft öon ber (Sf)t fd^reibe unb mic^ fo mit
— 23 —
bcn SBeibcm öcmicngc, bag id^ nid^t längft fd^on (fdbft) ein
SSeib getoorben bin, bat)on ju ^ä^toÜQtn, bag id^ ntd^t eine ge^^
l^eiratet l^abe. . . . ®enn id^ l^atte jugleid^ brei Gattinnen unb
l^abe fie fo tapfer geliebt, bag id^ jtoei baöon öerloren l^abe,
bie im Segriff ftel^en, anbere SSerlobte ju erl^alten. Sie britte
l^alte id^ faum mit bem finfen Slrme feft, bie mir öielleid^t auc§
balb (fd^on) öortoeggenommen njerben foH." SBer biefe SBorte
unöoreingenommen lieft, lann m. ®. nid^t anbers urteilen, atö
ba§ ber gtoeibeutige SluSbrudE „fid^ vermengen" abfid^tüd^ ge^^
toäl^It ift, ba| ober ber ©inn burd^au^ einbeutig ift. Sutl^er
öerfpottet fid^ felbft toegen feiner öielen Serül^rungen mit ben
grauen, bie bod^ ju leiner ©l^e gefül^rt l^aben, toietool^I er nid^t
»eniger atö brei ©attinnen juglcid^ gel^abt l^abe. @o ttjal^r
le^tcreS uneigentlid^ gemeint ift, fo toal^r aud^ ba^ „fid^ öers^
mengen". Slber mel^r, nad^ btm SBortlaute lann le^tereg nur
uneigentlid^ gemeint fein, ttjie jeber, ber ein ttjenig ejegetifd^e
Übung l^at, einfel^en mu|. Sutl^er jiel^t nämlid^ au§ biefer ®e^
meinfd^aft mit SBeibern, bie an fid^ auf berfetben Sinie ftel^t,
toie bie Sefd^äf tigung mit il^nen in feinen Sudlern, ben ©d^Iujs :
cg fei tDunberbar, bag er nid^t felbft jum SBeib getoorben fei.
3)iefer ©d^Iufe ift aber für mein ©efü^I nur bann benibar,
tocnn eg fid^ um ein ©ingel^en auf ttjeiblid^e 3ntereffen, um
einen Serfel^r mit ben grauen afö $erfon ju ^erfon gel^anbelt
l^at, nid^t aber um ben SSerfel^r beg SWanneg mit bem SBeibe.
Qi) ttjenigftenS lann mir, koenn man öon ber toibrigften ^er^
öerfitat beg ßmpfinbenS abfielet, nid^t beulen, toie jemanb burc§
festeren SSerfel^r auf bie gbee, felbft 3Beib ju toerben, gefül^rt
toerben Knute 1 ©aju lommt ba§ SBörtlein sie („fo"), baS
Senifte — getoijs ol^ne böfe Sttbfic^t, aber barum gerabe um fo
bejeid^nenber — bei feiner S^terpretation fortlaffen mu§. ®r
fd^reibt blo^: misceor feminis, aber Sutl^er fagt: sie misceor
feminis; i>a^ titint „fo" ift il^m umoittÜirlid^ in bie geber
gelommen, toie 5)enifle eg untoiHfürlid^ fortlieft. ®r (Sutl^er)
benft eben nid^t an ba^, toa^ ber Terminus technicus „misceri
— 24 —
feminis" bcfagt, bcSl^att bcftimmt er untoittfürltd^ inxä) ba^
„sie" icttcn Terminus genauer. ®8 l^anbelt fid^ m. @. toirflid^
nur um einen ©paß, an bem xä) in einem öertrauten ?ßrit)at^
Briefe abfolut nid^tö ©d^Iimmeg ju feigen vermag.
VI.
hiermit möd^te id^ aber biefe ©injell^eiten öerlaffen. 3)er
Sefer f)at an einer Slnjal^I tjon SJeifpielen gefe^en, toa^ 3)enipe
toill, unb aud^ toie er beiüeift. ^ä) l^abe natürlid^ ba§ ganje
aSud^ in aßen ©injell^eiten bi^l^er nid^t nad^^rüfen fönnen. SBo
ic§ aber fd^ärfer einfette, ergab fid^ aföbalb, ba§ man blojs ben
Xejt ber SetDeiSfteHen auf jufd^Iagen brandete, um bie lenbenjiö^
fitöt ber 3)eniflefd^en S)arfteHung ju erlennen.
®§ bleibt mir j[e|t aber übrig, öon einigen allgemeineren
©efid^tgpunlten l^er Senifleg 3)arfteIIung ju ^prüfen. ®erabe
barin liegt ein §au:ptlunftgriff biefer öon S)()ttinger unb 3öttffen
begrünbeten „quellenmäßigen 3)arfteIIungen" ber Steformation^
bajs fie ben ©toff nad^ einer öorgefaßten Xenbenj in eine Slnjal^I
t)on (Sinjell^eiten jerlegen unb nun an jebem ©tüdf biefe lenbenj
burd^fül^ren, big fd^IiejsKd^ bie lenbenj atö „fi^^^^ Jftefuftat"
borurteifölofer gorfd^ung au^ bem ©etoirr öertoidfelter S)etait
unterfud^ungen l^eröorfpringt.
S)em gegenüber ift eg eine ?ßflid^t be« ^iftoriler«, ben Slidf
immer toieber auf ba^ ©anjc unb bie einfad^en ©runböerl^ältniffe
in bemfelben ju teufen. S)aburd^ mu§ ber gefliffentlid^ gel^egte
3rrtum jerftört toerben, atö Knne eine große l^iftorifd^e ©rfd^ei^
nung aug ber mifroffo^^if d^en Unterfud^ung il^rer ifotierten Sltomc
öerftanben toerben. 3laä) ber SKetl^obe S)enifleg ift eg ein ®eringeS,
aug faft jebem großen 3Renfd^en ein ©d^eufat ju mad^en. 2Ran
miIrofIo:()iere bloß aDeS grrige, Seibenfd^aftlid^e, „Übermenf^^
Kd^e" in il^m, faffe biefe^ ^ßrctparat in bie ©elatine beS „metl^os^
bifd^en" ®runbfafee§: ttjie bie Xeile fo bag ©anje — unb ia^
— 25 —
aicfultat tft fertig. §ofmann l^at bieg feinerjeit ttJunberöoH
©öHingerg Kl^aralteriftif Sut^erS jum ©pott ant SttJoftel ^ßauIuS
burd^gefül^rt, mott fattn e« ebenfo gut bei j[ebem ^eiligen ber
latl^oKfd^en Sird^e erproben.
@8 maä)i aber, im ©ruft betrad^tet, auf bie Sauer einen
unenbKd^ lomifd^en ©inbrutf — je gröjger bie ©elel^rfamfeit,
befto einbringlid^er bie ffomif — , toenn mit allem Eifer naä)
biefem 9ie}e^)t bie ©röge eineg großen SRanneS toegbemonftriert
njerben foll, njenn Sltom um Sttom öom SKanne öorgejeigt lüirb,
mit bem SSermer!: „unenbßd^ Hein", unb bann treul^erjig ge^^
fd^Ioffen tt)irb : „too bleibt nun bie ®rö§e ?" ge langer id^ in
®enifle laS, beftomel^r fill^Ite id^ mid^ an ein ©d^ulmeifterlein
erinnert, baS mit l^od^gejogenen Srauen am ©til eines großen
©d^riftfteHerS mafelt ober mit öermeintlid^ überlegener Simonie
bie ©d^Iad^torbnung eines großen %tib^tttn bem ®eläd^ter ber
minber ^Begabten unter feinen ©d^ülem überantwortet 1 Slber
bie ®roßen / bleiben nid^tsbeftotoeniger groß, eS mag ber @d^ut
meifter nun mit SRotftift ober StödEIein brol^en.
@o fann aud^ ®enifte bem großen Sutl^er fo rein gar nid^tS
anl^aben trofe beS beften ober öielmel^r fd^Iimmften SBittenS, baß
eS einen fd^ier jammern fann aK ber umfonft öergeubeten &üt^x^
famfeit in feinem bidCen S5ud^.
S)er Sefer benfe bod^ nur felbft einen SlugenblidC nad^, um
bie gange Ungel^euerlid^Ieit beS 3)eniflefd^en SSerfal^renS ju em^
:pfinbenl ©in äßenfd^, ber log, loenn er ben SRunb an\tatf ein
berfoffener Suntp unb ©d^ürjenjäger, ein äßenfd^ mit einer leeren,
ausgebrannten Seele, ber fd^Kmmfte S^tenbolb feiner Seit —
nun, biefer äßenfd^ ^at ben (Seift feines SSoIfeS bel^errfd^t toie
lein anberer bor unb nad^ il^m, er l^at in Irümmer gefd^Iagen,
»aS ein ^^^^^ttfenb öerel^rt l^atte, unb er l^at baS neue SSer^
ftänbniS ber 3leIigion, baS er erlebt l^atte, ben §erjen feines
SoIfeS unauSlöfd^Iid^ eingegraben, er l^at ber Äultur neue
2:enbenjen gegeben unb ein neues SSerftänbniS beS ©taateS unb
ber OefeHfd^aft eröpetl
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aSag ift bettn in bcr ©cfd^td^tc ber Sleujeit gcfd^cl^cn, toa^
mi)i fo ober anber^ mit Sutl^cr juf anttncnl^ittgc ? 3)icg ift bie
SBirhtnfl, unb jeneg unfmiberc @ubj[cft ift bic Urfad^d 3Ran
bettle fiber bie§ äRijsöerl^ältttig öott Urfad^e utib SBirfttttg ttad^I
^ä) fel^e tti^t eitt, ba§ tttati über biefeg SDäuttber l^itttoegfotnttit,
es fei bettti, baß tttati bie beibett folgettbeti 2lu§futtftgtttittel att^^
toetibet: itt ßutl^er toirlteti überirbifd^e bdtnonifd^e ©etoalteti, utib
faft alles, toaS tnati ?BroteftatitiStttuS, tteuere Suttur, ttiobemen
©taat, ©Übung ufto. nennt, ift böfe, gentein unb niebertrad^tig.
2)aS iDürbe an ben S^HabnS tjon 1864 erinnern ober an bie
Darlegung ber öerberblid^en fjolgen ber ^Reformation in SeoS xm.
(gnä^IIifa „militantis ecclesiae". gft baS aud^ 3)enifIeS äßeinung,
bann f ann er freiüd^ nid^t anberS urteilen, afö er eS tut. Oemöfe
feiner Beurteilung ber SBirhing mu§ bann natttrlid^ aud^ bie
©d^ä^ung ber Urfad^e ausfallen. SlßerbingS toenn eS fo läge,
bann toare für ben ^iftorüer 3)enifIeS S)arfteßung afö ganj
Xenbenjfd^rift einfad^ abgetan, fo gern man aud^ in ©injell^eiten,
jumal l^infid^tlid^ ber fatl^olifd^en Il^eologie, öon bem gefeierten
ajlanne fid^ toirb befel^ren laffen njoHen. @S toöre intereffant,
in biefer SRid^tung baS Urteil t)on gebilbeten ßatl^oUfen ju l^ören.
aRöd^te es nid^t auf fid^ toaxttn laffenl
Stau toirb aber ber Sefer öielfeid^t einwerfen, baß toir bod^
felbft eine Slnjal^I ber einjeüien SSortoürfe SenifleS gegen Sutl^er
gang ober teiln^eife jugeftanben l^aben. SBie lann benn ein äßann,
bem man SRol^eit unb Seibenfd^aftlid^Ieit, bem man ettoa in ber
belannten Sl^efad^e $]eiIit)^S bon Reffen, über bie aud^ 2)enif[e
natürlid^ fid^ beS längeren ausläßt, fittlid^ t)ertt)erflidee {Ratfd^Iäge
nad^ttjeifen lann, ^Reformator ber Sird^e getoefen fein?
2)emgegenüber ift ju fagen, baß natürßd^ ein religiös unb
fittlid^ öerlommener äßenfd^ nid^t {Reformator fein lonnte. §ieran
toirb niemanb jtoeifeln. Dal^er nimmt bie ftritil ber geinbe Sutl^erS
immer biefe maßlofen gormen, toie bei 3)enifle, an. ©ie füllten
es, baß nur bann, toenn fie fintier ju einem „öerlommenen
äKenfd^en" Qtma(S)t l^aben, feine l^iftorifd^e ©teHung afö erfd^üttert
— 27 —
gelten fantt. Unb beSl^alb ntad^en fie ftd^ — Sentfle ift bag
jüngfte Seif^jtel bafür — immer toicber täi)ttliä) mit il^rett SSer^^
fiid^en ben SWann, ber fein Seitalter au§ ben Slngetn gcl^oben f^at,
jtt einem öerlommenen , inncrlid^ leeren unb ffo^Utt ©ubjeft jn
ftentpeln.
®anj anberg liegt bie ©ad^e, toenn man bie grage aufnjirft,
ob Sutl^er nid^t n)irllid^ feine befonberen gel^Ier unb ©ünben an
fid^ gel^abt l^abe ? ^ein SSerftdnbiger tt)irb biefe grage verneinen.
3m ©egenteil man mu§ fid^ in biefer §infid^t öor ber Simptti^
ttd^feit in mand^en unferer ßutl^erbiogrttpl^ien pten, bie öiel ju
fel^r fid^ öon ber fatl^olifd^en gtagftcHung bel^errfd^en laffen unb
bal^er Stpologetif treiben, njo man ben latbeftanb offen ein^^
räumen foßte.
Sutl^er ift fein „Zeitiger" getoefen. (£r »ar ein äJienfd^
öon gewaltigen Simenfionen unb Sräften. ©old^e SRaturen
lennen Slntriebe unb Serfud^ungen avL^ eigenfter ©rfal^rung, bie
bie Heineren nur bon ferne al^nen. ®iefelben tounberbaren
föräfte, üermöge toeld^er fie SBorte reben unb Säten tun, bie burd^
bie S^^tl^unberte fortllingen, lönnen aud^ in ^drte unb ®etoatt^
famleit, in Sfiol^eit unb aSrutalität fid^ ergel^en. Sei faft allen
ben ganj ®ro§en ber ©cfd^id^te tragen nid^t nur bie Sugenben
l^eroifd^en El^arafter, fonbern aud^ bie Untugenben. Sutl^er ^at
l^ieröon feine SluSnal^me ^tmai^t ®ie Ungered^tigfeit unb @in^
feitigfeit feiner ^olemif, bie lobernbe Seibenfd^aftüd^feit unb ba^
ungel^eure ©elbftbetoufetfein feiner 5ßerfönlid^feit, bie furd^tbare
SBud^t unb bie brutale ©etoalt feinet ^affeS — totx fann fie
ableugnen? Slber jeber, ber Sutl^er ttjirfKc^ fennt, toirb aud^
toal^me^men, toie alle biefe Untugenben nur Sel^rfeiten finb ber
tounberbaren ®rö§e beg SRanneg, feiner Eingabe an bie ©ad^e
ol^ne gutd^t unb ®itelfeit, feines tiefen frommen ®Iauben§, feiner
l^eigen Siebe ju feinem SSoIfe. S)a toirb eg bod^ begreiflid^, bafe
biejenigen, bie nid^t nad^ Sut^erS geilem fud^en, biefe gel^Ier
überfeinen; man ftubiert nid^t bie ©chatten, toenn man in§
Sid&t fc^aut.
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®r toav ein äßann sui generis, unb er toax ioä), luic
jcber 3)lettf(i&, ein Ätnb feiner ßctt. Stuc^ bag toiH immer im
Sluge bel^alten werben — ©enifte tat e§ öiet ju toenig — , matt
barf ttid^t bie gormett öon l^eute jum SKafeftab tiel^men, lüettti
matt feiti SBefen beurtciten toill. Uttb mati barf t)or aBem
tiid^t öergeffeti, tütli)t lucltgefc^id^ttid^ett ffiätitpfe bie Oefd^id^tc
biefeS SebetiS iti fid^ fd^Iießt. SQäenti jtt)ei SBeltett itt ber Sruft
eitieg SKatttieS miteinattber ringett, battti bebeutet eS eine läd^er^
lid^e ©ntgleifnng, toenn man feine 3itate auf il^re 9lid^tig=^
leit, toenn man bie ©lementariaute tiefften ®m<)finben§ auf il^re
©alonföl^igfeit ober il^re l^iftorifd^ ^ geleierte ®erec§tig!eit l^in
pxn^. ®8 l^eijst fidö im l^iftorifd^en SRa^ftab vergreifen, toenn
man bei einem fotd^en äJianne nad^ ben lugettben unb Wn^
ren eineä beliebigen 5(5rofeffor§ ober ©eneralfuperintenbenten
fud^t. ®r l^atte anbereS ju tun afö ©jjer^jte ju mad^en unb
©^fteme ju bauen, afö SCften ju lefen unb mit milber SBeiSl^eit
fid^ nad^ ber SedEe be§ ffird^enred^teä ju ftredten. 3Kit ©d^eu
toürben aud^ bie ©tärfften unter un§ e§ toeit öon fid^ toeifen,
mit Sutl^er üerglid^en ju toerbenl ipat benn ettoa ein $aulu3
feine ^jl^arifäifc^^jubend^riftlic^en ®egner nad^ ben SRegefn eine§
Som|)Iimentierbud^e§ bcl^anbelt ober fid^ beffen erinnert, ba§ bod^
getoife aud^ braöe Seute unter il^nen toaren ober baß i^re ©d^riften
öietleid^t beffer toaren afö il^re Säten? Dber l^at ^ol^anneS,
afö er in feinem erften SSriefe bie ^ärefie beS Kerintl^ belänUjfte,
geleierte unb obieltiüe Erörterungen über biefe ^ärefie angefteHt?
D nein, aud^ ba l^ören toir: fie feien öerflud^t, fie l^aben ba§
etoige ßeben verloren ufto.l SBenn SBelten in il^ren gugen
frad^en unb toenn toeltgefd^id^ttid^e $rinjipien an ben SBorten
unb Säten eines SRenfc^en l^ängen, bann ftubiert er nic^t erft
©d^olaftiler unb feilt unb glättet nid^t an feinen SBorten 1 Sie
SBod^entage ber SBeltgefd^id^te ^probujieren fold^e ®eftalten nid^t,
aber an il^ren ©onntagen toerben fie geboren unb toirlen fie.
Slber ber ift ein fd^Ied^ter $iftoriIer, ber fid^ auf biefe ©onntag«^
menfd^en ber ®efc^id^te ni^t üerftel^tl
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aber 2)enif[c ^at ein unfehlbares aRittel, fold^e ®rtt)ägungen
untotrffam ju mad^en, er d^arafteriftcrt fte atö „l^o^Ie ^ßl^rafen",
bie bie $roteftanten t)on Sntl^er gelernt l^aben, unb er meint fie
fc^Iagen ju lönnen burd^ „äßetl^obe" unb „Selel^rfamleit". ©oll
bag benn bie Aufgabe einer „quellenmäßigen 3)arfteIIung" fein,
ia^ ffileine ju feigen unb ba« ®ro§e ju überfeinen, baS ®anje
ju verleugnen unb baS ©injelne ju erforfd^en ? SHe ©efd^id^tSs^
fd^reibung, bie il^reS 9?amen§ toert ift, foH baS ©anjc unb ®ro§e
mit §ilfe ber Seile unb beS (Sinjelnen erfajfen, bie ©nttoidHung
felbft auf ®runb ber ®r!enntniS il^rer einjelnen SKomente
fd^ilbem. Unb baS tut aud^ jeber §iftoriIer foft untoinfärlid^,
nur bag bie einen bie ®nttt)idHung unb il^re ^Beurteilung fid^
t)on ben OueHen geben laffen, bie anberen öorgefajste Urteile
unb SReinungen afö SBrunnenöögte über bie OueHcn fefeen.
©0 l^anbeft aud^ Senifte Sutl^er gegenüber. SRid^t „quellens=
majsig" l^at er il^n öerftanben, fonbem fatl^olifi^^polemifd^, toxx
bogegen beuten il^n nid^t „proteftantifd^", fonbem unfer ganjeS
Streben ift barauf gerid^tet, il^n „queHenmajsig" ju öerftel^en.
®effen lann 2)enifle öerfid^ert fein, auc^ eine unbebcutenbe
proteftantifd^e Siogropl&ie Sutl^erg !ommt — trofe ettt)aiger SSer:=
tufc^ungen, Bemäntelungen, S^^^^gen unb gemütlid^en SRiöetties»
rungen — bem njirflid^en Sutl^er immer nod^ ndl^er, afö bie
gigantifd^e ftarifatur, bie ®enifle unS, bei aU feiner Oelel^rfam:*
feit unb aH feinem ©c^arffinn, öorgcfül^rt l^at. ©ein Sud^ ift
lenbenjfd^rift tjon ber erften big jur legten S^i^/ barüber gibt,
toie loir fallen, ba§ SSortoort fd^on l^inlänglid^e SluSfunft. Slfö
©anjeS angefel^en, ift eS eine öerfel^Ite unmetl^obifd^e Seiftung —
bag fann man fd^on jefet fagen; im einjelnen toirb man getoife
mand^eS auS il^m lernen fönnen.
Slber eg lommt mir bor allem barauf an, ben SBal^n ju
jerftören, afö ob ba§ objeltibe l^iftorifd^e Urteil über Sutl^er an
bem Sorl^anbenfein ober Stid^töorl^anbenfein biefeS ober jenes
gel^terS, an falfd^en Sitaten, ungered^ter unb rol^er ?ßoIemif unb
berartigen S)ingen gelegen ift. @S toerben getoig bie berufenen
— 30 —
Sutl^crforfd^cr ju allen bicfcn ©injet^eiten (Stellung nel^men,
beffer unb ausgiebiger, afö ic§ e§ tun !önnte. 3Bid^tiger aber
afö alle biefe „SSiberlegungen" im einjelnen ift bie ©rfenntniS,
baJ3 nad^ ben einfad^ften l^iftorifd^en ®rtt)ägungen ßutl^er ba§
©d^eufal nid^t getoefen fein lann, ba§ ®enifle auS il^nt mad^t,
unb baj3 alle „©injell^eiten", bie ntan öorbringen fann, an bie
gefd^id^tlid^e ©röjse be§ SRanneS ribttf)avtpi nid^t ^eranreid^en.
@r toax fein „^eiliger" unb bie SH^ i^^^ bantonifd^en ®rö§e
ber gül^rer ber SBettgefd^id^te geben nid^t nur Sid^t, fonbem
toerfen aud^ ©d^atten. S)aä gilt anä) öon ßut^cr. Slber ba§
toxü nid^tS bebeüten gegenüber ber ©rienntnis, ba§ er feinem
aSoIf baS ©bangetium tjerfünbet l^at mit einer ffiraft unb ^tinig^^
feit tt)ie fein S)eutfd^er tjor ober nad^ i^ra, baß er mit einem
3Kut unb einem ©otttoertrauen , n^ie faum jcmanb bor il^m feit
ben Sagen be§ $ßaulug bie SBal^rl^eit burd^gefe^t l^at gegenüber
einer SBelt bon Oegnern, ba§ er nid^t fid^, fonbem ber (Ba6)t
allein gebient l^at in ben 2:iefen be§ Sam^^feS nid^t minber atö
auf ben ^öl^en beS SrfoIgeS. ©o ift aber ber große SWenfd^
unb ber große ©l^rift befd^affen. SBa§ n)in e§ bemgegenüber
befagen, baß er feine gel^fer l^atte, baß feine l^iftorifd^e ®dtf^x^
famfeit lüdEenl^aft, ia^ fein „Softem" unfertig, ba^ feine 5JJoIemif
fd^roff unb aud^ im einjelnen ungered^t njaren?
Slber freiü($, l^ier gelten bie SBege auSeinanber. Slud^ ber
bittigft benfenbe ^atl^oUf fommt l^icr an einen ?ßunft, too er
nid^t toeiter mitgel^en fann. SBir bürfen il^m ba8 ni^t berargen.
®g ift bie grage, ob Sut^er 3led^t f)attt ober ni^t. SDie SBelten,
bie ßutl^cr boneinanber fd^ieb, finb nod^ l^eute gefd^ieben; man tt)irb
berfd^ieben über fein SebenStoerf urteilen, je nad^bem, tt)o man ftel^t
S?id^t§ liegt unS fo fern, afö biejlenigen, bie bem gewaltigen SBillcn
be§ ^eroS nid^t gefolgt finb, barum ju befd^intpfen; aber atterbingS
liegt uns aud^ nid^ts fo fem, afö unS bon jenen befd^intpfen ju
laffenl S33er Sutl^er befd^im<)ft, ber befd^imtjft ben ^oteftantiS^
mu§. ®aS l^at aber ®enifle getan, gfir bie ©elel^rten ift fein ^uä)
bis JU einem getoiffen (Stabe intereffant, für bie ^roteftantifd^e
— 31 —
Sird^c ift c§ eine glctd^gältigc ©rfd^einung; ber SBcrfaffcr f)at
fclbft reid^Kd^ unb fräftig bofür Sorge getragen, bag e^ bei un^
tttentanb jur „©efal^r" »erben lann. gür ben fonfefftoneHen
fSfricben lann baS ^nä) aUerbingS ju einer „©efal^r" »erben;
e§ liegt an bem ffiatl^oKji^mng, ba§ ju förbem ober ju l^inbem.
Saran mag eg für bie^mal genug fein. ®§ mögen anbere
onf bie SSortoürfe antworten, bie Senifte »iber bie <)roteftantifd^en
H^eologen erl^ebt — au^er gegen bie Sntl^crforfd^er öon Seruf, ic^
fonberg tt)iber Stitfd^I, §amacf unb ntid^. ®a§ l^at lein aUgenteineS
Sntereffe. Sie ^anptfac^e ift bie, baß toir auf ®enifle§ toieber^
l^olte aRal^nnng „Sog öon Sutl^er, jurntf jnr ßird^e",
b. f), jnr romifd^en ^rd^e (@. 860), beftimntt, Har unb feft
anttt)orten: nie unb nintmerntel^r!
Sippert & d^o. (®. $ft#Mi(e 18u(^bT.), Dtaumburg o. 6.
)!• DeiAerrfd^e Vttlaoshudfybl^ (<geot9 3dl{me), £etp5tg.
X>xe Kirche Deutfc^Ianbs
im
Heunsel^ntcn Oal^rl^unbcrt.
£me £infül}rung in bic religiöfcn, tl^eologifd^en unb
ftrd)(id)en Stagen bex (Segenwatt
Don
KeiiiDoU Seeverg.
6 Vfit 75 Pf., geb. 8 IHf.
@tnc gcfti^id^tlld^c (ginfü^rung in ba^ Scbcn unb bic Slrbcit bei
Äirdftc unb bcr S^l^cologtc bcr ©cgcnwart, btc nicftt nur bcn ©cbürfniffen
bct Xl^cologcn, fonbcm allen gcbilbctcn Qiil^riften cntgegcnfommt.
„3n aUcm Prcn »ir einen Xl^eologen, ber in feltcncr SBeifc bcn
93cbarf einer mobernen Seele fennt, i:^r SRecftnung ^ü tragen gefonnen ift
in ber Äraft jener ©unberüotten, an Sutl^er gewonnenen grei^eit eine«
burc^ bag ©öangelium et^ifierten e^riftenmenfc^en." (9ieid)8bote.)
„(SeebergS 2)arfteHungggabe, auci^ wo eS ftcft um bie fc^wierigften
^obleme unb ©ebanfenentwidlungen l^anbelt, ift gerabcju berounberungSs
mürbig. ©ein 6til ift glänjenb, fnap^, pväjjife, anfdjaultclft, bilberretcö,
aber nie fc^toülftig, oft gerabe^u flafftfi. 3)a§ SBuc^ ift ein meifter^afte«
gcfd^ic^tUdöeS SBerf. 3Ran befommt ben ©inbrucf, bafe ©eebergS befonbere
5tär!c auf bem l^iftorifc^en Gebiet liegt." (9f?eue toeftf. Sßoltöatg.)
X. ll«i(iKtrt'fci)e Dedagsbnt^itMg. ((Seorg S8i)me), Seipsid.
Die (ßrunbtpal^rl^etten
ber
(Ein afa^emifd^cs pu&tilum
in fed?3eljn Dorlefungcn ©or Stubierenben aller ^Jafultäten ber
Unioerfität Berlin im lüinter ^90^/2 geljalten
ReinboU SeeDerg,
^ßrofeffor ber X^cologie in »erlin.
8* |lllflil0t^ 3 mt, eleg. geb. 3 mf. so pf.
=^ Das ^nd^ ift eine ber (ebentenbften unb toi^Ü^ften €r*
fc^einnitdcn ber Heuseit; in pofiiivtm ^nf(an 5ei9i es bas (£l{r{ftentitm
ob Heli0{oit für bie (9e(ilbeten unferer Cage. 3ebem (Sebilbeten,
fpbolb es ikm nttr auf bie 5ac^e aitfomtiti, mn§ bas Bnc^ 3ntereffe
abgewinnen.
(Eine (Erfüllung bes Dienftes^ ben Sd^leiermac^ers Heben üb. b.
Heligion um bie XPenbe bes 1(9. 3al{rl{. bem £l{ri{lentnm geleifiet luaben,
feigen wir in bem foeben erfd^ienenen XOerfe.
Seebergs Stil ip wol^l einer ber ausbrnrfsüollpen ber (Segenwart^
ber, fl(^ mand?mal bis 3um poetifd?en Htiyttjmus jieigemb, niemals
überlaben nnb weid^lic^ wirb, fonbem ftets im Dienfie ber Sac^e fiel{l
unb and^ bie fc^werften (5ebanfen leid^toerßänblic^ mac^t. ((Eo. K-sg.)
Jl. Dei Aert'f c^c Perlagsbud^I^Mg. (<5eorg B9t}me), £etp3t$.
CeDrbucD der DoginettgescDIcDte
^rofeffor in Berlin.
\. ^älfte: 9le ^^tm^nf^tfdfidftt htv nitett Itlvd^e«
5 mf. ^0 pfv geb. 6 mf. 60 Pf.
2. £}älfte: Sie 9^0iiieii0erd^i4rte ht* JßtttttUdUv^ nvi^
htv Hetifeif «
8 IHf., geb. 9 IHf. 20 pf.
ßii ben trete utenbflen tETfäfetnuiraeti auf htm Gebiete tjfr T^eolo^ic ber kgUn
Hal^rt aetöft unftreitifl ^xt Xcömcmflefd&idjt« €t«&etäfl, eiit HBcrr beutidjer ©iflctriauip
ftit un6 t&iltn firdjUdjeu ginnet, 1er ^Bcr^üfler tfl (Ssuftetttfltitft n^dö ^Irilfla^ ""^ ©^^
ruf, ütct teni K"a^ *^f B^^t folflCit^H Ijat tt Me ©eSdijidjte fter djdftUilien iic^re in
ßrüfecin 8tite turctjfcrfd^t uti^ fi* an tct ®e^d)id)te üeHIftet. tSiti 1}üarttaii!ct tipii tjeutc
tttui (SjE'gift unb jpifloriEer iFtn, ba imir feaujt feine itjeotuaie r^i:^ Ubcn^ttäftia im ffle*
tüntmel ber ©caciitrüTi f^u bi^aupttn tcrmofl, toctin He Tut *iii 6fr C^cfdjtclbte ttt^ Ut'
djriftcrttuttts nrtb be* ft-TTdieu^taubenei ^u bpmätjfrtit vermag. Ucr Aunbiae lüiicb in
bl( Umhl^c Jeinps i£tjftfmes bürdifdjeincn kijen, er nrirb «ber aiid} bte Srlbftriberiwliibunfl
biekä IlDgiiEatilerö |ju bemunöcriT (J^degentjeft babeii, bet «tit gröfetCT SetljftjudjJ bie
üejldtten ber S^crflajiaeuljeil auö ibtcr to unb fl^idjidjtlidjeii iä^tenuna au beaTtifen
tadflt, flljne fie ali {Stbäl^clffr feiner lut^ecifdj-ipofttibets Sogmatil berbci ^u cftiecen.
Hill« ji^^iiltfd]* (t) 3eitim§.
. * , Mi^t &Ics ßüjjfli' ß^tiföbcn^ Tüiibcrn aud bie mfiflen neueren bpainfnl^lftütifiJfteu
fRont^potr&ten fleb^n unter bem (^infliEl von l^arnacf. Um lo bebfutfamer ift e#, ba|
©eibBtfl uii^ ein äLfeftcbiicfi bfr S^cguteitaeid^i^te beldieert büt lueld^eft feibftanbig ip tit
brr ^ii&ujabl urie in brr Hnlaac bes Stoffe* unb in ber ftriti!. Ulber obTt-ü^l ber jperr
I6crf- feinen eigenen boamattfdjtfii Stanbtfnntt pr Ocltung btinflt unb and? ^» iJinjjeU
l^etten bie trabttio neue ifluff off nitg ton bet Scdje ucrtriit fo lann man boüf TOa&rnebmen,
ba| eine K^eit^ebPnbe Übcrnnfiimmuiiä ^niifdjf si beiben ©FlclyHf ti bf ftebt. SKaii barf eS
mit [ftenben lüi^en, bttB ii-^ir einen nnfcbuttciffn liÖ?n& bt?u enrfc^eiben&en SBabr^eiten
flbtt oiE ^EoflmcTtflefE^irijEe bi^r alten ftirt^F babcn, ft>elfte aU foli^e üon btn ncuibüfieften
SiflBinen^iftcrüeTti be^ (tjanaeliidien SJentfcblanbl anerramit finb. 1)afe ^feberg's Öin^
bo^u berufen ift ba^ SM er trauen unh bie Stiebe au bet raiÄtigen ^lifTenftböft ber ^oflmen^
flffi^ic^te, fotuie bie fteuntnis i^reir Srturtflenf^aften in firdjtiubfrt Jtreifcn iu me^ien,
ifl tnif nߣ^ l&ji^fxtx ©cfi^Äftiäunfl mit ibm nicbt ijucifelboft^
iKljeflluatrdfe» Citlreatnrblatt
^er itceite ©anb bPn See&erg'S aJojmeniefÄiilbtt t|l ebcnfo ^tWtSt
ab^efalt ujIc bet rrfte, (Sr beainut mit einet fiarflfcllnnö ber xbeoloate ®reöor*fl b. Öt,,
weil biefer neben Uiugitftia bte nni^aebenbc autoritöt für ba-5 ^^httelalfer ift, IHit
gteube bepüfeen rotr bie auMiib^Iit^e iJarfkUunä, bie einj^etne Ißarticn beö äSittefütterl
erfaljren ijaben. Jj^icbt bie gauje Ibeologie ift a^i fÄilbfcn. fonbcru bie ^ettjeamtaen,
tuetdjE bie Dogmenbilbnufl in Der iKrloTuiiitiDnäseit i. tribentirtum uiib |?rcJeft. ^erennt^
nifte? burberciten rcfi?, erntöglii^en/' -Iiicfcnt ©runbfa^e, ben bie DorftcULinQ bcfplat
mieb ieber ^uftimmcu rönnen. aBüufdjten mit aud^, baft ber S^J^carter be^ ?pattelalteifr
aH einei: UbtfTgaTia'Siidt nDc^ elTEia^ fcenilidjer f et ^luacn h^it, baB bie ftcn flirte i^tvvdttu
Uv antirnt ÄnTfaffuna bes (£^ftentiims unb einef neuen felbfJßnbigen filuffaftun^ f(l^atf«c
JI^DeiAert'fc^e Perlagsbuc^ilMd. (<5eorg Bdt^me)^ £et)>5tg.
pr&aifieTt »Aren, \o finb toit bo(!^ fflr ba« Gebotene auBerotbentlidb bantbar, freuen uns
aud), baB bie neuen Vnreaunaen ffir hai boamengefd^icl^tlid^e @tubiuni bier bortrefflidb
berarbeitet »orben jUib (Zl^aC 8, 800—202: ia. Regler). fR\itoL SaJjtubtx.
Sielen »irb biefeS Sebrbuc!^ bortreffUd^e 2)ienfte leiften. ®enn bie 9lnlaae ifl
burd^flAtig, übte OueUen unb Sitteratur UTirb ber £efer gut orientiert unb eS tDiro ibm
ein grole» aRaterial in anfprec^enber gform bargeboten. S)abei l^at fi(!^ ber Serfafter
nid^t barauf bef(^r&nft, ben trabitioneDen ®toff in guter Crbnuna borautragen, fonbern
^at in einer ganzen Sieil^e bon ^unlten bie Oforf d^una »eiter gefflbtt. Sor aUem gilt
bie« bon ben Wcbnitten Aber bie @d)0laftil unb bie Sel^e SutberS.
fKlitoioQi[ait ffitteratsrieitmig.
6run(lri$$ der DodtnengescDicbte
öon
^ofeffor in iBerlin.
preis 2 niarf 80 pf., geb. 3 Htarf so pf.
SaS S3ud^ »irb weit über ben ßreis ber aTabemifd^en Sugenb l^naus einen großen
£eferlrei8 flnben, ba eS allen benen, bie fld^ f(!^on eingel^enber mit ber !Dogmengef((id^te
befd^&ftigt l^aben, ben trefflid^en S)ienft einer ft^neüen Sergegenw&rtigung bes fd^on
0emuBten leiftet unb burd^ bie uHrllid^en Siteraturangaben ben XBeg au eingel^enberem
€tubiuni einer befonberen grtage bal^nt. ®b. ftirc^enatg.
Port Qerrn profejfor D. |t« ^tthtt^ in Berlin erfc^ien femer:
9n SSegriff hn ^ri^nd^en ittri^e. L Stnbien 3nr (5efc^i(^te bes
Begriffs ber Kird^e. 3 XTlf.
9et jtt^oroget Jiri^ibes. Der (Ce^t feiner nn» erljalienen Sd^riften
nebfl einleitenben Unterfnd^nngen aber biefelben. 2 XTlf.
"Sfxwx^ttx mit ein neues ?ognta? 60 pf.
;9ie üitdje nnb bie fo^iafe ^tage. 75 pf.
j^ttl^ers $teCrnno )n ben |Utni(|en nnb fosiafen itdien feiner ^t
nnb ii)re oorbilblic^e Bebeutnng für bie epangelifd^e Kirche. 60 pf.
Jl* Sei Aert'fc^e Vttlaqßhndi^hlq. (<Seorg3dI{me), £etp3tg.
X)er Kat^oIt$t5mus
unb
ßritifd^e SJetrad^tungen
toon
aRf. 1.-.
Paulus,
eine DöIItngcrfd?e 5ft53e^
£rn>iberung auf Z>5ntngcrs Cutl^erffisse
Don
D* 1 €l)r« K* l^ofniaiiii,
totil ^of. ber Xl^eologie in (Stlangen.
3n jmeiter Auflage l^erau^gegeben
bon
D. Cb* Koiae,
0. ^rofeffor in (Srlongen.
$rei8: SW!. —.60.
Iti^Ubf « prof. D. 81^«, ^e Loci eommimeg '^it^v ^etan^i^nf^
in ifyctt Urgewalt nadf (5. £. pitti in 3. 21nflage von neuem
l)erans9e$eben nnb erläutert. 3 Ulf. so pf.
♦ 9i< j^itstixmet (The Salvatlon Army), tl^re <ßef(^id?te unb iljr
IPefen. 2. fef{r oerm. ^ujl. 3 Hlf. 25 pf.
€ine <5efc^ic^tslüge P. ZTlajunfes
Beleuchtet
bon
0. ^rofeffor ber Xffeoloaie in erlangen.
$rci8: —.60 $f.
3l0(§ eintti:iti:£itf5etr)5Seffipw0r5.
€nt)iöerung
auf
inajunfes neuejle 5d?rift
0. ^rofcffor bcr Xl^eofDgic in (ftlangen.
^rclS: —.50 ^f.
Kommentar
fetten ^cpEamcnf.
Unter a^ittoirlmtg )»on
$rof. Lic. FD« BaAmaiin» $rof. D. Dr. F« €W4l(lt Erlangen,
^Tof. D. Dr. 3, iRäUtiMUh ©rctfStoalb, «ßrof. Lic. €* RiggettbaA» »afcl,
«Prof. D. H, Seeberd» öerltn, ^Qftor Lic. 0« WoAlenl^erg» aitona
l^eraudgegeben
t)on
D* CDeodor SaDti,
D. ^rofeffor ber X^eologie in Sriangen.
SBattb L
Das (Epangeliunt 5es ZTtaiil^aus
ausgelegt bon
D. CDeodor Saftn*
45 «ogcti. a». 14.60, clcg. geb. 3^1. 16.—.
SBanb Xn.
Der t. iin6 2. C^effalonic^eubuief
ausgelegt bon
Lic a« UPoMenberg«
14 g^ogen. 3R. 4.50, eleg. geb. 9R. 6.—.
Jl. DeiAerf^e Derlagsbuc^liMg. ((georg Böljme), f eip3tg.
legtet (Bruno unl) iljre (Entjieljung.
orb. ^ofeffOT ber TfftoloQxt in Sei^aifl-
$rct8: SK. 5.60.
Der (§riptß(§etr ©it^r^ett getiiiß?
SBortrag
«Preis: 2». —.60.
5>te
gegenüber ber
Qlleligion0:pQi(o|*o:p$te.
SSon
$rel8: SW. 1.—.
JI. DdAcrtW l7erIa9sbud)I{Ms. ((Seotg H8i{me), Ceipsig.
$e)ieiitii]ig Ui Jliit0tttat0glaulieit$
int S^fttoiinc^^öng
mit ber anbeten grage erörtert:
lüdilie §tittkn liat He Jlstoritit für )t(« «lutlrfiif
Sßon
3Va Sogen. 9Ul. 1.—.
im £tt§f 5etr t^triptHc^ett öt^iR.
»on
1903. «ßrei«: 3^. -.60.
bte QBa^r^ett un5 bas iießen.
3tDei ^rebigten
^i«: SK. —.76.
p eiitffiaiiteittlidie g itelUmihii
gehalten Don
D. 1^ i^dTTmaiiii,
weil, ^ajtor su @t. Saurentii, ^aUe a. @.
ITltt Dorn>ort
Don
D. m. Kai)ler,
^rofeffor ter X^eologie in ^alle o. 6.
S)ie ^ißcntcftamentllcftcn SStbcIftnnbcn" bc8 Dcrftotbcncn
^aftor D. ^. ©offmann, mit SSortoort Don ©crrn ^ßrofeffor D.
^.BäffUx erfd^einen in ta. 20 Siefenutgen ä SKt 1*20 nnb bel^nbeln:
S)ic ^J)oftcIgcf(3^ic^te (S3b. I), bcn SRömcrbricf (93b. II),
1. u. 2. Äorint^erbticf (SBb. HI), bic Briefe an bic ©alatcr,
(gj)]^efcr, «ß]^ilit)))cr (93b. IV)r Äoloffcr, 1. u. 2. X^cffalo^
ntd^er, bcn 1. u. 2. Ximotl^cu« (93b. V), Situ», ^IJtlcmon,
1. n. 2. «ßctri u. 1. 3o§anni8brief (93b. VI).
^d gefamte aj^anufhipt liegt fertig Dor unb bebarf nur ber ^rd^
fid^t, infolgcbcffen lönncn bie ßlefcrungen fd^ncll aufcinanbcr folgen,
einzeln locrbcn biefelbcn, abgefe^en Don ber erften, «ii^t abgegeben,
bagcgctt ift {eber »anb einj^el« fftttPi^,
@rf (dienen ftnb bidl^er:
ßieferung 1—16 entl^altcnb bie 93riefe an bie ®alater,
@|)]^efer, "^f^Hipptv, bie 5H)ofteIgef(^i(^tc, ben Sflömerbricf
unb bie Äortntl^erbriefc.
93onftanbig ift ^ux 3eit 93anb I ent^altenb bie «[pofteU
gef4i*tc (SR. 6.20, eleg. geb. m, 6.—), 93b. II ent^altenb ben SRömer=
brief (3». 4.—, cleg. geb. 3». 4.80), 93b. HI ent^altenb bie Äor intimer*
brief e (m. 5.20, eleg. geb. 3». 6.-) unb 93b. IV ent^altcnb bie 93rief e
an bic®alater, ©p^efer, «P^iH»)t)er (3R. 4.20, eleg. geb. aJl.ö.—).
flV^ ^ie @nbffribctitcit «tf bag gmise ggcf! nf^äUm bic 2 \dfttM
gicfcnmgcit gmtig unb trete« bobitriH In bot (gcimft einer c«. §cl|it«
tirogcittigc« gergfotftigimg^ ^ If^
Jl. B»id) ert^ft^e Pcrlagsbnd^ltMg. ((georg gdt^mc), Cetpsig.
> StengUii imb ^frlftenhiiii. €in Porirag. 75 pf.
♦ 9tx w«t 5<ftti>l 60 Pf.
> 5« ^f^ß ttttb ble 3Q;if|reitfi9Afl. €tn Dortrag. 80 pf.
•iVQpntlj^^ Mag. th. |U, 9ie SteHgion, i^re pft^d^ifd^m ^tvun
Hub i^re ^etttranbee. (Ein Beitrag 5ur £dfung ber jrage nad^
bem XPefen ber Heltgton. ^^Vs Bogen. ^ mf.
, 9te mobente 9iflotif4e ^tntiwtife nnh bie 4Ti|in4( ^^^Cogie.
\ JXif,
9MUltMiditv^ Lic. theol. ^^ ^ott nnh ^tiß. (Eine I{t^ortf(^e
nnb bogmatifc^e Unterfuc^nng 5um (Snabenmtttel bes IDortes.
5 irtf . 50 Pf.
Simlfifüer» prof . d. $^0^ Sie ^(itivetfllftt 3Sttteit6evg 90t bem
^itttttt <^ttf9ev5. Xtadi einer Scf^ilbernng bes Xltag. Tlnbteas
ITleinliarbi Dorn 3al{re 1(507. \ ITlf. 60 pf.
|t8l||jry» Prof. D. llt» 9et fogen«ttnte (i^otifife 9^efit5 nnb ber
gef^i^tnif^e, 6i6nf4e ^(ti^. S. erio. 2(nflage beffnbet fl(^ in
Porbereitnng.
) 9et Ce6ettbige ^oiU Stauen nnb 2Intn?orten oon Qers ^n
Qer3. 2. bnrd^gefeljene ^Infl. \ Ittf. 20 pf.
) 3^efit5 «ttb ba5 Jtfte ^e(l«iiteit(. Crianternngen 3n (D)efen.
2» 2(n1I. \ mf . 20 Pf.
» 9«f» $^H< ^^ bie 9i6er. 2. 2(nflage. x mf. 25 pf.
yiitt) Prof. D. «« g«^ ^mttbtift ber $9m6orift — Konfeffions«
f nnbe. — 3n 4. nmgearb. 2(n^. I^erausgegeben oon prof. D. 0.
Sc^nl^e-iSreifsmalb. 2 mf. 80 Pf., geb. 3 ITlf. 60 pf.
^tütnfiivifttn pm 9tf^^äitt htt> |lr^piiiiti#iittt#« Qeransg.
von Zok^- "i^nn^t nnb (£. Stange.
\. Qeft. pie ätiifken etiifditn Pi^tmiatiottett <^itt9er5. Qeransg.
von prof. D. (£arl Stange. ^ ITIf. 60 Pf.
$4riti<|t| prof. D. Ulltlmf) 3^arbedlif4e StefortitAÜoit^gef^i^te.
mit 5al{Irei(^en Ce^tiUnflrationen. 6 mf. so pf., eleg. geb. 7 mf .
50 Pf.
f fflnrvjii prof. D. JUi 9er fob i^fO^ in feiner Slebenimg fftr
bie ^t^fnn%. €ine bibl^l^eolog. Unterfnc^nng. 5 mf. 50 pf.
»9^ Ü«ie4i5iiitt5 ber Slr4ri^eit^. ^8 Bog. 6 mf.
S^^thtvmatm^ Prof. Dr. 0«^ J^et «^ri^Hi^e pfände im $iittte bet
(|egmi9ftvtigeit «».-(nt^etifi^eit iiit^e. metl{o5tfc^es £el}:r'
bud^ 6er <51aubenslel}re als 6er Darflellung unferes
eigenen (Slaubens. I. k. 3.60 ITlf. 1.2. 3.60 Hlf. 1.3. 2 Ulf .
9r4l^^t Pi^of- ^- 1^]*- Vm 7^^ itnDeranberte jtna$6ttt((if<9e iiott-
fefflon beutfd^ unb lateinifd? nadf ben bejlen Qanbfc^rtften ans
bem Befi^e ber Unter5etd7ner. Krtttfc^e ^nsgabe mit l>en
mid^tigflen Varianten ber Qanbfd^riften nnb bem Textns receptns.
mit 2 Knnfibeilagen (Schriftproben ans einer bentfc^en nnb einer
Iateinifd?en fjanbfd?rift). 7 Ulf.
* 9i^ nttvetftitbette jUtosdutgifi^e jionf effiott bentfd? nnb
lateintfd} nadf ben he^en £}anbfc^riften ans bem Befi^e ber Unter«
aeic^ner. Ce^t'^lnsgabe. 3V3 Bogen. \ IXif.
tilfttmti prof. Dr. |Uf <^tit9e¥5 ^e^ament loibet ^tom in feinen
Sc^malfalbifd^en 21rtifeln. 6V9 Bogen. { VÜf. 50 Pf.; eleg. fart.
\ Ulf. 75 Pf.
Jß^üftti prof. D. Hl«^ ^0iit5 <^ie6e. prebigten in Betrachtungen
für bie fejilid?c fjälfte bes Kirc^enjat^res. 2 IHf. 25 pf., eleg.
geb. 3 nXf.
) Vm <^e6en im ^tanbtn. prebigten in Betrad^tnngen fnr bie
fe^Iofe £^älfte bes Kirci^enjalires. 2 mf. 60 pf., geb. 3 IHf. ^0 pf.
— — , Jas fr6e ber glefotmiiiion im Kampf ber (Segenmart.
\. Qeft: Der <5(anbe an bas IDort (Sottes. 6V9 Bogen. { mf.
60 Pf.
^nl^^ <SYmn.*0berI. 9«, Jie Ba^^fonifd^en "giu^pfatmen nnb bas
Jltfe f e^ament. so pf.
itittei) prof. D. H«) pie BaD^fonifi^en JtnsGtaBnngen nnb bie
mtif^t ^(tgefd^i^te. 4. ^Infl. so pf.
i ?« 38a0er-35l0er-$fteit nnb bie ^ffenearungsfrage. €in
Perjid^t anf Derftänbignng. 2. 2InfI. 50 pf.
iA0ßtvm^nn^ prof. D. 31», fiti bipfomatir<^et SStiefme^fet ans
bem jmeiten ä^a^rianfenb not $9ri(io. 2. 2Infi. so Pf.
dfitUt prof. D. $.) ?er iiampf um S$i6e( nnb 38a6er. 4. erm.
2(nfl., mit Berücf ftci^tignng bes 2. Vortrags 9on jr. Deli^fci^. 80 Pf.
» Jas ^efe^ ^ammntaSis nnb bie f (ora ä^sraefs. \ Vfit 60 pf.
PP-OOC5091-SB
Bft 333.84
liipi
J 6105 041 234 530
S
Stanford University Libraries
Stanford, California
Retnrn thb book on or before date da«.
1